https://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/themes/GitarreFrankfurt/image/Logo-6a.png

Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Primarcy of the ear – Ein Ideenkatalysator 7

Ran Blake empfiehlt, gleich nach dem Aufstehen zu versuchen sich an sein Stück zu erinnern und zu singen. Erst wenn dann das klappt, dann kann man davon sprechen, dass das Stück in das auditive Langzeitgedächtnis übergeht.

Doch es gibt ein kleines Kuriosum. Fängt man auf der absolut richtigen Tonhöhe zu singen an oder nicht? Dass man die Melodie in relativen Abständen richtig singt, ist nicht das große Problem. Aber die absoluten Tonhöhen zu treffen, funktioniert bei mir grob geschätzt zu 30 – 40 Prozent. Da ich das Experiment schon vor zwanzig Jahren gemacht habe. Ich bin besser geworden, aber nicht gut.

Die interessante Frage ist, warum trifft man bei einem real vorgespielten Klang die Tonhöhe ohne Probleme, bei einem erinnerten nur mit Müh und Not. In dem ersten Artikel der Serie spreche ich ja an, dass es in den Gehörbildungskursen die eine Gruppe gab, die ohne Singen auskam. Die andere brauchte das Singen.

Warum evoziert eine innere Klangvorstellung weniger klar die Tonhöhe als ein realer Klang? Ich habe zwar eine Vermutung, aber die wäre extrem spekulativ.

Bei diesen Spekulationen ist mir aber eine Sache aufgefallen. Im ersten Absatz stelle ich einen etwas extremeren Begriff von „auswendig“ vor. Für die meisten gilt schon als auswendig, die Dinge fünf Minuten davor noch gesehen oder gespielt.

Wenn es dann ohne Unterlagen geht, dann ist das auswendig.

Ähnlich weit gefächert dürfte die Auffassung von „Ich kann das Stück in mir hören“ sein. Viele dürften, wenn sie Musik machen, das kommende bei einem bekannten Stück reflexhaft voraushören. Vielleicht auch kurz nach dem Spiel. Aber wer setzt sich schon hin um Stunden später sich das Stück im Kopf anzuhören.

Dieses Voraushören, weil man das Stück aktiv musiziert oder gerade musiziert  hat, ist vielleicht ein Anfang von „Ich kann das Stück in mir hören“. Das dürfte etwas anderes sein, als Tage später das Stück im Kopf aktiv wachrufen.

Dabei entsteht eine interessante Frage. Durch mein Musikstudium bin ich mit Merkhilfen ausgestattet. (Eigentlich brauch ich keine Klangerinnerung, ich kann das Stück auch so singen. ) Aber wenn ich versuche den Klang zu erinnern, habe ich zu viel andere Erinnerungsbruchstücke wie Noten, formale Analyse, Fingersatz etc., sodass ich den Klang rekonstruieren kann. Und diese ganzen Krücken kann ich nicht abstellen. Weil der Klang auch diese Erinnerungsbruchstücke wachruft und diese wiederum den Klang. Und dieses Mechanismus kann ich nicht abschalten Kann ich jetzt ein Stück in mir hören? Ja oder Nein?

Teile diesen Beitrag von Gitarrenunterricht Frankfurt

Der Beitrag wurde am Freitag, den 12. Mai 2017 um 08:42 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Musikalität abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .