Kineseotape als Übemittel
Kinesotaping ist eine Methode in der Physiotherapie. Um was es genau geht, habe ich bisher nicht begriffen. Rein handwerklich werden Klebebänder auf Körperteile geklebt. Diese stützen und massieren dann den Körper. Das ist aber für den Gitarrenunterricht vollkommen unwichtig. Ich fand diese Klebebänder als solches interessant.
Als ich vor kurzem im wirklichen Leben an jemanden im Fitnessstudio diese Klebestreifen sah, kam mir die Idee, vielleicht könnte ich diese Klebebänder verwenden, um meiner rechten Schulter die Neigung, sich hoch zu ziehen, ab zu gewöhnen.
Am gleichen Tag beschwerte sich ein Schüler, dass es so schwer sei, seinen Daumen zu kontrollieren. Er überstreckt ihn ziemlich. Der Gedanke vom Vormittag verband sich mit diesem Problem und ich überlegte, könnte man diese Klebestreife vielleicht dazu verwenden, die Beweglichkeit der Gelenke so einzuschränken, dass extreme Fehlstellungen vermieden werden.
Also bestellte ich mir solche Tapes und experimentierte ein wenig an mir selbst herum. Das Ergebnis, es könnte funktionieren, aber der Aufwand ist hoch.
Das Hauptproblem ist, diese Tapes sind zu elastisch. Wenn man verhindern will, dass sich ein Gelenk zu sehr beugt, funktioniert das ziemlich einfach. Wenn das Ziel ist zu verhindern, dass sich ein Gelenk zu sehr streckt, wird es schon schwieriger. Das Hauptproblem ist, dass man meistens nur mit einer Hand kleben kann. Und das ist manuell sehr herausfordernd.
Wären die Bänder weniger elastisch und in sich stabiler, wäre es deutlich leichter. Ich habe dann auch mal normales Textilklebeband ausprobiert. Damit war das Kleben leichter. Aber normales Textilband ist aber zu wenig elastisch und passt sich zu wenig dem Körper an. Also fällt auch ziemlich schnell wieder ab.
Ein Mittelding von beiden Klebebändern könnte helfen.
Wie ist die Wirkung von diesen Kinesobändern. Es ist nicht so, dass sie einfach die Bewegung stoppen würden, sondern sie entwickeln einen derartigen Gegenzug, der sich als deutlich höher Kraftaufwand bemerkbar macht. Man bekommt also ein Warnsignal” „Jetzt gehst Du zu weit!” Aber man kann die Grenze überschreiten.
Haben die Bänder etwas bei meiner rechten Schulter bewirkt. Nein. Am Anfang habe ich durch die Zugwirkung jede Bewegung sehr deutlich mitbekommen. Aber diese Zugwirkung lie ß innerhalb von zwei Stunden nach. Und alles fühlte sich wieder normal an.
Das Hauptproblem war ein anderes. Ich ziehe zwar meine Schulter hoch, aber dieses Hochziehen fällt in der Bewegungsgrö ße so aus, dass es nicht als Überschreiten einer Grenze auffällt.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Arbeit mit solchen Bändern helfen könnte, Bewegungsabläufe bewusster zu machen, weil ich finde, der Körper bildet sich mit diesen Bändern prägnanter im Bewusstsein ab.
Die eigentliche Intention der Bewegungskontrolle? Wenn das jemand für sich selber machen will, es könnte etwas bringen. Aber man muss erst einmal mit Materialien und Klebetechniken experimentieren.
Dummerweise ist dies auch viel Arbeit. Ich stelle mir gerade vor, wie viel Zeit es kostet, einen Klavierschüler zu verkleben, damit seine Finger sich nicht zu sehr strecken.
Im Unterricht ist es höchstens als Vorschlag für ambitionierte und fortgeschrittene Schüler geeignet.
Bei Kindern verbietet es sich, obwohl die – so knallig bunt die Bänder auch sind – dies sogar witzig fänden. Aber es hat doch den Ruch von übler Rohrstockpädagogik. Wenn ein Schüler eher aus Witz vorschlägt, die Hand festzukleben, damit sie gehorcht, dann kann man ihm vielleicht den Vorschlag machen.
Nachtrag: Ich habe noch einmal über Klebetechniken nachgedacht. Wenn man die Bänder einfach um das betreffende Gelenk wickelt, dann kann man bei Fingergelenken eine Krümmung vorgeben und das Gelenk bleibt beweglich. Aber der Finger kämpft dann grundsätzlich gegen einen stärkeren Widerstand an. Der kinästhetische Reiz erzeugt durch den Druck des Bandes ist aber so stark, dass ich ihn persönlich als zu irritierend empfinde.
Aber es gibt eine Fraktion unter uns Gitarristen, die ihre Nägel mit Textilbändern verkleben, um damit die Kraft der Finger zu trainieren. Für diese Fraktion dürfte vielleicht auch die oben beschriebene Klebetechnik interessant sein.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 4. März 2011 um 08:24 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Übematerial abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .