Faust – Pfote – Krallen zeigen – O
In meinem letzten Artikel habe ich den freien Anschlag mit Faust, Pfote, geöffneter Mund eines Schwätzers und geschlossener Mund eines Schwätzers beschrieben. Ich wollte dann mit einer KI Bilder dazu kreieren und bin kläglich gescheitert. Aber in meinen verzweifelten Erklärungsversuchen an die KI, was ich wolle, griff ich zur „Bellissima“-Geste der Italiener. Die KI brachte da zwar etwas zustande, aber sie war einfach nicht bereit, die Perspektive des Bildes zu ändern.
Als ich mir das so ansah, dachte ich mir: Das „Bellissima“ sieht aus wie ein O. Deswegen fiel mir auch der Begriff Fingeralphabet ein, und so googelte ich nach dem Fingeralphabet und entdeckte noch den Buchstaben C. Das gab dann das Ergebnis: Faust, Pfote, C, O. Das fand ich erst einmal nicht schlecht.
Ich finde, ein Teil des Tirando-Problems ist die zu kleine Rückholbewegung, sodass man dann doch versucht der Saite auszuweichen, indem man den Handteller von der Gitarre wegbewegt . Und mit dem Bild „C“ gibt es noch Positionen, wo man dann doch vielleicht mit der Saite kollidiert. Als ich mir meine Hände so betrachtete, dachte ich mir: „Krallen ausfahren“ könnte noch ein geeigneteres Bild sein als das „C“.
Dummerweise ist es so, dass meine Vorstellung, wie man „Krallen ausfahren“ darstellt, eine sehr seltene ist. Meine Schüler*Innen machen alle etwas anderes, also muss ich beschreiben, was ich mir darunter vorstelle: Ich habe ja schon gesagt, bei der Katzenpfote sind die Finger im Mittelgelenk maximal geknickt. Handrücken und Handgelenk bilden eine Ebene. „Krallen ausfahren“ ist: Die Finger sind nicht mehr im Mittelgelenk maximal geknickt, sondern Mittelglied und Grundglied bilden einen Winkel von 90 bis 100 Grad nach vorne – und dann geht man in das O. Auch hier möchte ich sagen: Das ist eine übertriebene Darstellung.
Bloß mich fasziniert noch ein ganz anderer Punkt: Ich habe immer wieder versucht, mit Bildern und “Ach-was- für-Erklärungen” beim Tirando zu arbeiten, damit diese Handbewegen unterlassen wird. Und bei meinen jetzigen Experimenten mit diesen Bildern – C, O, Katzenpfote, Krallen ausfahren, Faust und so weiter – bleibt die Hand erstaunlich ruhig.
Ich habe keine richtige Erklärung dafür, aber es scheint anscheinend Bewegungsbilder zu geben, bei denen man einfach nicht auf die Idee kommt, den Handteller oder das Handgelenk einzusetzen. Jetzt überlege ich, ob es vielleicht auch für andere Bewegungen, wo man will, dass nur sich der Finger bewegt und nicht die Hand, ob es da auch Bewegungsbilder gibt, die einfach die Hand in Ruhe lassen – also beim Daumenanschlag und das Greifen der Finger.
Bei weiterer Betrachtung der Dinge fiel mir auf, das mit diesen Gesten ist alles wunderbar, solange der Daumen mitmacht. Aber sobald nur ein einzelner Finger ohne den Daumen ihren Teil der Gesten vollführen, verliert die Geste des Os etwas ihre stabilisierende Kraft für den Handteller. In meiner Introspektion ist es so, dass es plötzlich aus irgendeinem Grund der Gedanke, den richtigen Punkt an der Saite zu treffen dominanter wird und damit der Handrücken anfängt, sich etwas mitzubewegen. Es ist zwar extrem schwach, aber es fällt auf.
Deswegen stelle ich die These in den Raum, dass vielleicht Bewegungsbilder, die den Gedanken des Zielens auf einen Punkt auf der Gitarre oder auf dem Instrument unterdrücken oder stark abschwächen, dass die vielleicht helfen können, dass diese Bewegung mit ruhigen Händen stattfindet.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 26. Dezember 2025 um 08:38 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .