https://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/themes/GitarreFrankfurt/image/Logo-6a.png

Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Musikalität die unbekannte Größe (2)

Aber es ist mir noch in zwei anderen Kapiteln aufgefallen, dass man von Musikalität spricht, weil es offenkundig um Musik geht und man darüber denken, schreiben oder sprechen will.

Jeanne Bamberger versucht herauszufinden, wie denken Menschen über Musik nach, wie entwickelt sich dieses Denken. Diese Entwicklung des Denkens setzt sie mit einer Entwicklung von Musikalität gleich.

Eine der Wege dieser Forschungen ist, die Forscherin lässt Kinder mit Montessoriglocken bekannte Lieder nachspielen. Dabei stellen die Kinder die Glocken unterschiedlich auf. Jüngere Kinder stellen die Glocken mit verschiedenen Tonhöhen der Reihenfolge nach auf, wie die Töne in dem Lied vorkommen. Musikalisch trainierte Kinder stellen die Glocken wie bei einer Klaviatur auf. Die Forscherin behauptet, daraus könne man schließen, dass die jüngeren Kinder ein anderes Konzept von Tönen haben als ältere und musikalisch trainiertere Kinder. Die älteren Kinder hätten die weiter entwickelte Musikalität.

Ich finde dies ist nicht der einzig mögliche Schluss. Man kann den Sachverhalt auch anders erklären.

Die älteren Kinder haben mittlerweile ein Konzept gelernt, wie man sein Werkzeug organisieren kann, was den jüngeren Kindern fehlt. Weiter ist die Anordnung der Glocken bei den jüngeren Kindern, auch kognitiv einfacher handzuhaben.

Jeanne Bamberger behauptet, die jungen Kinder müssten ihre Glocken so aufstellen, weil ihnen nicht klar wäre, dass eine Glocke an einer räumlich gleichen Stelle unterschiedliche Funktionen – in dem Fall der Zeitpunkt des Erklingens in der Melodie – haben könne. Ältere Kinder würden das begreifen.

Stimmt vermutlich. Zu verstehen, dass ein Gegenstand verschiedene Dinge, Funktionen und Bedeutungen repräsentieren kann, ist zwangsläufig zu erst eine Frage der kognitiven Entwicklung. Wenn man diese Möglichkeit dieser Multifunktion nicht begreifen kann, dann kann man das auch nicht in der Musik erkennen. Ich würde sogar so weit gehen, dass ältere Kinder ohne musikalisches Training auch auf das Prinzip Klaviatur kommen würden.

Sollte ich mit meinem Einwand Recht haben, dann kann man sich folgenden Sachverhalt vorstellen. Eine identische Musikalität in zwei Menschen, deswegen interagierend mit unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten, ergeben unterschiedliche Ergebnisse bei musikalischen Leistungen. Der außenstehende Beobachter beurteilt aber durch die unterschiedlichen Leistungen die Musikalität dieser zwei Menschen als unterschiedlich stark ausgeprägt.

Im zweiten Teil dieses Kapitels gibt Jeanne Bamberger Interviews von drei gleichaltrigen Jugendlichen, die sich einen Satz einer Beethovensonate angehört haben, und eine nachfolgende Diskussion zwischen den Dreien wieder. Die drei Jugendlichen unterscheiden sich in ihrer musikalischen Erziehung. Jugendlicher A hat nicht einmal Musikunterricht in der Schule gehabt, Jugendlicher B hatte in der Schule Musikunterricht bis zum High-School-Abschluss und Jugendliche C hatte so viel Klavierunterricht, sodass sie diesen Satz der Beethovensonate schon selbst gespielt hat.

Natürlich sagte die Jugendliche C die schlausten Sachen über diese Beethovensonate.

Aber auch hier wieder, die musikalische Auffassungsgabe ist stark geprägt durch das Training des Einzelnen.

Spontan würde man dem Jugendlichen C die höchste Musikalität zusprechen. Aber wer hatte von den Dreien das höchste musikalische Potential, bevor sie einem musikalischen Training ausgesetzt waren. Rein theoretisch wäre es möglich, dass der Jugendliche A, der jetzt am schlechtesten abschneidet, eigentlich die höchste Musikalität hatte, als alle drei in den Startlöchern ihrer musikalischen Entwicklung standen.

Teile diesen Beitrag von Gitarrenunterricht Frankfurt

Der Beitrag wurde am Freitag, den 11. November 2011 um 08:25 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .