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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Corona und die Lehren für den Onlineunterricht – Teil 1

Ich hoffe ja, dass ich ab dem 3. Mai meine Schüler wieder sehen darf. Aber hat mir der Onlineunterricht Lust auf mehr Onlineunterricht gemacht?

Also es war nicht so schlimm, wie man so denkt. Aber es war auch bei weitem nicht so toll, wie es an manchen Stellen gepriesen wird.

Es ist erst einmal so, dass alle zum Onlineunterricht gezwungen worden sind und keiner wollte. Deswegen könnte man sagen, wenn alle gezwungen worden sind, kann es ja nicht so toll geworden sein.

Aber ich finde, durch diese Gezwungenheit ist klar geworden, wo die Illusionen oder Schwächen des Onlineunterrichts liegen.

Das Latenzproblem

Was ist Latenz?

Dies ist die vergangenen Zeit, zwischen dem Auslösen eines Signales und dessen Ankunft, obwohl Auslösen und Ankunft des Signals gleichzeitig sein sollten. Wenn bei der Übertragung von zwei Musikern, die gemeinsam spielen sollen, zu große Latenz herrscht, bricht das Zusammenspiel zusammen.

Wenn man z.B. in eine Aufnahmesoftware hineinspielt und dann das Signal an den eigenen Kopfhörer weiterleitet, ist Latenz vorhanden. Wenn das System schwach auf der Brust ist, kann nicht mit sich selber spielen.

Beim Onlineunterricht ist die Latenz zu groß. Es soll zwar Systeme geben, die Latenz auf ein erträgliches Maß senken. Aber, da muss nicht nur der Lehrer ins Equipment investieren, sondern auch der Schüler.

Wo liegt nun das Problem?

Vieles im Instrumentalunterricht wird geregelt, indem die Lehrkraft in irgendeiner Weise mitmacht. Mitspielt, rein ruft, mitdirigiert, mitklopft. Wenn beim Onlineunterricht die Lehrkraft versucht zum Schülery mitzuspielen, hört das Schülery die Lehrkraft nachhängen. Alles was dem Schülery steuernd helfen soll, kommt an, wenn das zu steuernde Ereignis vorbei ist.

Ein wichtiges Mittel der Intervention ist nicht möglich.

Das Qualitätsproblem

Geschichten aus dem Coronaalltag.

Zwei Schülerinnen die befreundet sind, nehmen hintereinander im selben Wohnzimmer am selben Rechner teil. Die eine ist tonlich sehr akribisch und hat einen schönen Ton, die andere Schülerin braucht Skype nicht, damit ihr Ton hässlich klingt. Das erledigt sie mit großer Souveränität selber.

Skype hat diesen Unterschied einfach platt gebügelt. Ich hatte immer wieder das Problem, dass ich akustische Dinge qualitativ nicht bewerten konnte. Denn es war nicht klar, ist das so dröhnend, weil der Schüler so reinhaut, oder weil die Software mal wieder das Signal gnadenlos übersteuert.

Ein Schüler musste sich einen neuen Rechner kaufen. Meine erste Bitte war, er möge doch die Folie von der Linse entfernen. Da war aber keine Folie. Das Putzen der Webcamlinse brachte auch nichts.

Ich habe bei manchen Schüleries teilweise nicht die Saiten erkannt. Viele kleine visuelle Hinweise versanken im Matsch der schlechten Kamera und der Übertragung.

Ab und zu musste ich sagen: “Sorry, ich sehe zu wenig, ich kann dir nicht so richtig helfen.”

Das Alles lässt sich durch Equipment lösen oder zumindest mindern. Aber dieses Equipment muss auch das Schülery haben.

Denn so wie das Schülery ein gutes Signal von der Lehrkraft braucht, braucht das Lehrery ein gutes Signal vom Schülery. Das bedeutet das Schülery muss in Audiointerface, Mikrophon, Kopfhörer oder Lautsprecher, Kamera(s) und Stativ(e) investieren. Wenn das Schülery den Aufbau nicht stehen lassen kann, muss es den Aufbau für jede Stunde neu aufbauen.

Durch Corona habe ich erst Begriffen, wie praktisch es ist, dass die Menschen zu mir kommen. Ich habe eine Situation geschaffen, wo das Schülery mich bei einer Demonstration gut wahrnehmen kann. Ich das Schülery ebenso.

Darum muss das Schülery beim Onlineunterricht sich selber kümmern und in Equipment investieren. Wobei das mit dem Equipment kein Erfolgsgarant ist, denn wenn die Leitung zwischen Lehrer und Schülery schlecht ist, hilft das sehr wenig.

Dies waren die technischen Probleme, die nicht nur der Lehrkraft etwas abverlangen, sondern zu deren Lösung das Schülery beitragen muss.

Zu anderen Problemen nächste Woche mehr.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 24. April 2020 um 08:04 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Corona, Eingeschoben, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Software abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .