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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Was kommt überhaupt so im Langzeitgedächtnis an?

Ich habe bezüglich des Artikels „Wo kommt der Klang hin, wenn man ihm nicht hilft?“ einige Gespräche mit einigen Schülern gehabt, die für mich lehrreich waren.

Ich habe einen Schüler, der über 40 Jahre Gitarre spielt, auch sonst musikalisch sehr aktiv ist. Ich kam bei ihm auf die Idee, er möge sein Stück Bourrée II aus BWV 1009 singen. Er kann das ganze Stück problemlos singen. Aber er sieht seine Finger nur. Er spürt sie nicht. Es fällt ihm auch sehr schwer aufgrund seiner Spielerfahrung sich ein Fingergefühl zu konstruieren.

Eine andere Schülerin berichtete zu einem auswendig gespielten Abschnitt, sie sähe die Noten und höre den Klang im Kopf. Aber Fingergefühl, nein.

Andere Schüler*Innen haben nicht einmal ansatzweise eine visuelle Vorstellung von ihren Fingern.

Ich könnte jetzt auch nicht sagen, dass ein bestimmter Sinneskanal besonders häufig genutzt wird oder selten, obwohl ich eigentlich einen überproportionales Fehlen der Klangvorstellung erwartet hätte.

Aber es scheint so zu sein, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass Schüler*Innen die Stücke so im Langzeitgedächtnis abspeichern, wie man denkt. Vielmehr scheint es so zu sein, dass bestimmte Sinneskanäle einfach nicht abgespeichert werden. Das scheint auch eher zufällig zu sein, was nicht gespeichert wird.

Denn mit dem ersten Schüler habe ich ausprobiert, er möge das Vibrationsgefühl in seiner linken Hand in ein Röntgenbild umwandeln. Dann sollte er sich an das Gefühl der Finger erinnern. So gingen wir eine Passage Ton für Ton durch. Er konnte sich dann auch die ganze Passage mit Fingergefühl vorstellen. Es schien ihn auch nicht sonderlich anzustrengen.

Hätte er ernsthafte Probleme mit seiner Körperwahrnehmung, hätte das Experiment anders ausgehen müssen.

Meine Schüler*Innen wollten natürlich wissen, warum ich gerade mal wieder so komische Fragen stelle. Erstaunlich war, dass sich keiner so recht vorstellen kann, dass sich andere Menschen in anderen Sinnesmodalitäten erinnern als sie selbst. Das Unverständnis ist besonders hoch, wenn dem*derjengen die Sinnesmodalität sehr leicht fällt.

In Anbetracht dieser Erkenntnisse finde ich den Satz: „Das kommt mit der Zeit.“ noch fragwürdiger als bisher.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 18. November 2022 um 08:32 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Lernen, Musikalität, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .