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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Wo kommt der Klang hin, wenn man ihm nicht hilft?

Wegen des Artikels „Automatische auditive Vorstellung?“ habe ich weiter recherchiert. Eigentlich bin ich nicht wirklich klüger geworden. Erste Feststellung, der Gehörsinn scheint in der Psychologie gegenüber den visuellen Sinn stark benachteiligt zu sein. In einem Grundlagenbuch der Psychologie, bekam das Sehen 12 Seiten, das Hören nur eine Seite.

Maria B. Spychiger schreibt in dem Artikel „Strukturen und Entwicklungen im Forschungsfeld des musikalischen Lernens

Es gibt auch in der Lehr-Lernforschung wesentlich mehr Studien und Ergebnisse über Wirkungen von Musik und musikalischem Lernen auf außermusikalische Bereiche als über die Einflüsse auf das musikalische Lernen, dessen Bedingungen oder Optimierungsmöglichkeiten.

Schon erstaunlich, so wichtig wie das Thema ist. Es scheint keinen so richtig zu interessieren.

Aber ich bin auf ein paar Begriffe gestoßen, die mir einige neue Gedankengänge eröffnet haben.

  • auditives Kurzzeitgedächtnisses
  • Hörmerkspanne
  • Echoisches Gedächtnis
  • auditives Gedächtnis
  • echoic memory
  • phonologische Schleife
  • sensorisches Gedächtnis

Allen Begriffen ist gemeinsam, dass sie einen von der Struktur gleichen Vorgang im Kurzzeitgedächtnisses beschreiben. Ein Eindruck, Sprache, Klang oder anderer Sinneseindruck kommt in das Kurzzeitgedächtnis und wird in diesem mehrmals wiederholt und dann verschwindet der Sinneseindruck wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis.

Die Zeitspanne für dieses Wiederholen wird zwischen sechs und 20 Sekunden beziffert.

Wer komm bei dem Gedränge rein und durch?

Jetzt stelle ich mir eine*n Gitarrenschüler*In vor. Da gibt es furchtbar viele Sinneseindrücke, was von den Sinneseindrücken, kommt dann wirklich im Kurzzeitgedächtnis an? Und was davon im Langzeitgedächtnis? Insbesondere wird ja beim Spielen und Üben auch immer noch Neues nachgeschoben. Das Kurzzeitgedächtnis hat aber eine limitierte Speichermenge. Eigentlich erstaunlich, dass wir uns überhaupt so viel von unserem Spiel merken.

In meiner ersten bildlichen Vorstellung habe ich mir Sinneseindrücke vorgestellt, die sich um den Zugang ins Langzeitgedächtnis rangeln. Stellte mir aber dann die Frage, wollen die wirklich unbedingt in das Langzeitgedächtnis? Vielleicht stehen die vor dem Eingang und sagen sich: „Och, was erwartet uns da? Wird es dort wirklich ein besseres Leben sein?“ Drehen ab und sind plötzlich verschwunden.

Einfach sich länger darauf besinnen

Meine spontane Idee war, man muss dieses Gedrängel unterbinden, indem man keine weiteren Informationen nachschiebt. Also man hört sich z.B. das (Vor)gespielte mehrmals hintereinander im Kopf an.

Übeideen

Klang im Kopf wiederholen

Für den Anfänger dürfte eine angenehme Übung sein, sich einen Ton vorspielen und sich diesen 10 Mal im Kopf anzuhören. Die Zahl der Töne kann man steigern. Man kann musikalische sinnvolle Einheiten verwenden oder musikalisch sinnlose.

Klänge im Kopf konstruieren

Ich erläutere das Vorgehen an Intervallen. Man hört sich zwei Töne hintereinander an und wiederholt diese Klänge mehrmals im Kopf. Dann versucht man die Töne gleichzeitig im Kopf erklingen zu lassen. Hat man einen Klang, vergleicht man ihn mit der Wirklichkeit.

Klänge im Kopf isolieren

Auch hier wieder an Intervallen erklärt. Man hört sich ein Intervall an, hört sich dieses Intervall mehrmals im Kopf an und versucht sich dann die Einzelklänge vorzustellen. Diese vergleicht man mit der Wirklichkeit.

Tonverbindungen isolieren

Man hört sich ein Motiv oder Phrase an und wiederholt auch diese mehrmals im Kopf. Erst dann versucht man eine bestimmte Stelle im Kopf zu isolieren und das Intervall festzustellen.

Tempo variieren

Man hört sich ein Motiv oder Phrase an und wiederholt auch diese mehrmals im Kopf. Dann versucht man sich das gehörte in einem anderen Tempo vorzustellen.

Beim Üben

Man spielt nur so weit, wie man sich das Stück im Kopf anhören kann. Man hört sich das Gespielte mehrmals im Kopf an. Sollte man das nicht können, muss man kleinere Abschnitte üben.

Das zu spielende im Kopf voraus hören.

Spiele jeden Ton und höre ihn dir mehrmals im Kopf an. Dann überprüfst Du, ob Du jeden Ton hören kannst. Erst dann versuchst Du die Töne im Rhythmus anzuordnen.

Allen Übemethoden ist gemeinsam, dann sollte man auch das Vorgestellte oder Erinnerte singen

Keine Scham vor dem extrem kleinen Schnipsel

Vielleicht wundert sich mancher, warum ich so kleine Einheiten vorschlage. Wenn man sprechen lernt, rezitiert man auch nicht gleich Goethe, sondern fängt mit Lautäußerungen an. Überträgt man das auf die Musik, wären das einzelne Töne.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 11. November 2022 um 08:50 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Musikalität abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .