Eine fast gute App – AudioStretch
Ich bin über die App AudioStretch gestolpert, die allerdings ein Manko hat: Man kann mit ihr nicht aufnehmen. Trotzdem finde ich sie sehr schön.
Wenn ich mit Aufnahmen arbeite, dann arbeite ich gerne mit klar definierten Abschnitten. Soll heißen: Der Abschnitt beginnt mit einem Tonanfang und endet mit einem Tonende. Oder der Abschnitt ist als Loop zum Mitspielen verwendbar, weil ich die Abschnittsgrenzen metrisch genau setzen kann.
Bisher war das meiner Erfahrung nach eigentlich nur an einem Rechner mit Maus möglich. Bei dieser App habe ich zum ersten Mal erlebt, dass das auch auf einem Handybildschirm funktioniert. Denn es gibt ein schönes Zusammenspiel zweier Hilfsmittel: Man kann Marker beim Abspielen setzen, indem man auf einen Button klickt. Das bedeutet, die Marker sind bereits in der richtigen Gegend der Abschnittsgrenze. Diese Marker kann man später durch einen anderen Tastendruck gezielt ansteuern.
Weiterhin ist es möglich, durch horizontales Wischen mit dem Finger das Wellenbild des Tonbeispiels zu bewegen. Dabei hört man die Aufnahme. So kann man den genauen Punkt für die Abschnittsgrenzen finden, die man dann durch einen Tap auf einen weiteren Button setzen kann.
Ist das schüler*innentauglich? Das kommt darauf an. Bei Instrumenten mit klaren Tönen wie einem Solo-Klavierstück ist der Tonwechsel visuell erkennbar. Bei Melodieinstrumenten kann man den entscheidenden Tonwechsel durch Hören erfassen. Mit anderen Worten: Je komplexer das Material, desto schwieriger wird es.
Alle gesetzten Marker werden beim Schließen der Datei automatisch gespeichert und stehen beim nächsten Öffnen wieder zur Verfügung. Was offenbar nicht geht: Marker mit anderen zu teilen.
Aber das Programm heißt ja AudioStretch – man kann sein Tonbeispiel schneller oder langsamer abspielen.
Warum finde ich das interessant? Ich habe mehrmals versucht, meinen Schüler*innen Audios ihres Unterrichtsmaterials zur Verfügung zu stellen. Wirklich zufrieden war ich damit nie. Ein Grund war die umständliche Bedienung der Abspielgeräte. (Ein Problem, das durch Handys mittlerweile weitgehend wegfällt.) Wenn zu den Audiofiles mitgespielt wurde, dann oft stumpf das ganze Stück – ohne Abschnittsbildung, in einem zu hohen Zieltempo. Das war sogar eher kontraproduktiv.
Mit dieser App könnten Schüler*innen zielgerichteter mit Audiomaterial arbeiten. Ob sie es dann auch tun, ist – wie so oft – eine andere Frage.
Leider kann man mit dieser App nicht aufnehmen. Dann hätte man meiner Meinung nach in einer einzigen App alles, was man zum Üben braucht – ohne tief in die Audiotechnik einsteigen zu müssen.
Die App MusicPro von Sony habe ich in diesem Blog schon erwähnt. Mit ihr kann man seine Aufnahme exportieren. Danach erscheint die Frage, ob man die Dateiliste sehen möchte. Bejaht man das, kann man die exportierte Aufnahme umgehend mit AudioStretch öffnen. Je nachdem, was man vorhat, ist dieser Weg akzeptabel – oder nervtötend.
Beim Herumprobieren bin ich auf die App BandLab gestoßen, die vom selben Entwicklerteam wie AudioStretch stammt. Ich hätte erwartet, dass die Handhabung dadurch einfacher ist – aber entweder bin ich zu dumm, oder sie ist tatsächlich deutlich umständlicher.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 6. Juni 2025 um 08:42 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Krimskrams, praktisch, Recording, Software abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .