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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Der wahre Klang

Wie schon im letzten Artikel erwähnt, ich habe mich mit Samples beschäftigt. Mein Ziel, das ich meine Gehörbildungskarteikarten mit realistischen Klängen versehen kann, weil dieses MIDI-Gepubse meiner Laptopsoundkarten ist nicht schön. Manche Klänge meiner Softwaresynthesizer sind ganz gut, das meiste aber auch nicht so toll.

Aber vorab eine andere Geschichte, die ich vor Jahren erlebt habe. Irgendjemand stellte eine Eigenkomposition ins Netz. Ein Orchesterwerk. Ich war verblüfft, denn der Sound klang nach Hollywoodfilmen, die ich vor kurzem gesehen hatte.

Ich fragte nach und als Antwort kam, er, der Komponist würde mit einer in Hollywood weit verbreiteten Samplelibrary und die dazugehörige Software arbeiten. Interessiert besuchte ich die Homepage der Samplelibrary und fand die Aussage bestätigt, dass der Komponist nicht flunkerte. Ich fand sogar meine Filme wieder. Die Musik wurde mit dieser Samplelibrary gemacht. Ich wäre aber nie darauf gekommen, dass ich ein virtuelles Orchester gehört habe.

Zusätzlich erstaunte mich, dass allem Anschein nach diese Samplelibrary  einen gewissen Wiedererkennungswert hatte.

Zurück zum Thema.

Also ich fütterte meinen Sampleplayer mit den Samples von http://theremin.music.uiowa.edu/MIS.html und spielte einige MIDI-Datei mit den Klängen ab. Teilweise war ich sehr angetan, teilweise war ich entsetzt. Das klang teilweise fast so schlimm wie die MIDI-Ausgabe meines Laptops.

Aber zwei Dinge fielen mir auf. Klang ein Instrument solo in meinen Ohren gut, klang es im Verbund mit anderen Instrumenten nach billigem MIDI-Sound. Ein umgekehrtes Verhalten war aber auch drin. Hall linderte oder verschlimmerte.

Mein Verdacht war, die Samples würden nicht real abgespielt, sondern durch den Sampleplayer im Sinne der Aufgabe modifiziert.

Also hörte ich mir die Samples genauer an. Es wurde nicht eingegriffen. Oder nur so dezent, dass ich nicht sagen könnte wie. Ebenfalls ich verstand die Welt nicht mehr, warum klangen echte Klänge so unecht.

Vielleicht hat sich so mancher die Samples von dem obengenannten Link mal angehört und kann nachvollziehen, was ich jetzt schreibe.

Ich persönlich muss sagen, so hört sich doch keine Trompete an! Da ich mal eine Freundin hatte, die Trompete spielte und deren Vater Posaune, fiel mir dann doch noch ein, doch so klingen diese Instrumente, wenn man direkt neben ihnen steht und der Raum ziemlich wenig Hall hat.

Aber ich begab mich auf die Suche nach weitere Samples. Man wird im Netz dabei ziemlich schnell fündig. Dabei fiel mir etwas auf, wie unterschiedlich sich die Instrumente anhörten. Mal hörte ich, dass muss ein großer Raum gewesen sein, da hat es viel Hall, diese Aufnahmen sind stocktrocken, dort war das Mikro nahe, dort weit weg. Aber nichts klang wirklich so, wie ich es mir vorstellte.

Von einer freien Samplelibrary hörte ich ein Demo eines Orchesterstückes. Ich war sehr angetan. Ich lud mir die Samples herunter und wieder ein ähnliches Befremden wie schon oben beschrieben.

Aber irgendwann fiel mir eine Sache auf, ich hatte und habe ja genügend Möglichkeiten Instrumente in Natura zu erleben. Manche Samples, die ich spontan befremdlich fand, über die musste ich schlussendlich das Urteil fällen, ja so klingt es in Wirklichkeit. Der Vorwurf des verfälschten Klanges kam deswegen zustande, weil sie nicht klangen, wie ich es von CD gewohnt war.

Bei meinen Experimenten kopple ich verschiedene Instrumente.  Erstaunlich dabei ist, dass ein Instrument für mich je nach Partner mal gut und mal richtig schlecht und unecht für mich klingt.

Vorgewarnt durch meine vorherigen Erkenntnisse bin ich meiner Einschätzung gegenüber natürlich misstrauisch. Aber bei einigen Kombinationen habe ich das Problem, dass ich sie nie live oder von CD gehört habe. Also  fälle ich mein Urteil eigentlich aufgrund von Vermutungen. Letztendlich würde ich aber sagen, meine Vermutungen dürften eher der CD-Realität entsprechend.

Warum schreibe ich das? Ich finde faszinierend, wie stillschweigend meine Klangvorstellung von einen unwirklichen Klang bestimmt ist und es würde mich interessieren, ob es anderen auch so geht und wie bewusst ihnen das ist.

In diesem Zusammenhang sehe ich eine andere Beobachtung in einem anderem Licht.

In der letzten Zeit haben sich einige Schüler hochwertige Gitarren gekauft. Alle mit Carbonsaiten bestückt. Lasse ich mir den Klang dieser Gitarren durch den Kopf gehen, frage ich mich, ob dieser Trend zur Carbonsaite etwas damit zu tun hat, dass es dann in der Realität mehr nach CD klingt.

Sozusagen, der virtuelle Klang bestimmt den realen Klang. Eigentlich geht man doch davon aus, der virtuelle Klang ist der Versuch den realen Klang zu kopieren.

Um das für mich Irritierende zu erklären. Auf meinen Suchaktionen nach geeignete Samples ist mir aufgefallen, dass bei Bässen und Streichern in der Mehrheit keine echten Instrumente gesampelt werden, sondern ältere Soft-, Hardwaresyntheziser und Keyboards.  Würde man das oben angenommene Phänomen weiterdenken und überspitzen, dann würden Geigenbauer nicht mehr versuchen wie Stradivadi zu klingen, sondern wie ein Synthesizer, der versucht mit den kleinen Speicherplätzen vergangener Zeiten ein passables Ergebnis zu erzeugen.

Aber nachdem ich mir länger Samples angehört habe, hat sich mir ein Verdacht aufgedrängt, den ich nicht belegen kann. Durch Melodyne habe ich den Begriff der „Tonhöhenmodulation” und des „Tonhöhendriftes” kennen gelernt. Mit Tonhöhenmodulation sind die minimalen Schwankungen um die eigentliche Tonhöhe während des Spielens gemeint. Mit Tonhöhendrift meint man, dass allmähliche Ändern der Tonhöhe während des Spielens des Tones. Füttert man Melodyne mit Aufnahmen von Göttern der Musik, sind all diese Dinge vorhanden und nicht zu knapp.

Ich nehme an, dass wen Samples eingespielt werden, man bemüht ist noch stimmstabilere Töne zu spielen als normal. Deswegen die Erinnerung an Klangwellensynthese. Wie komme ich auf diesen verdacht. Bei manchen Samples, die mir zu sehr schwankten, habe ich solche Korrekturen gemacht. Habe ich diese Unsauberheiten zu sehr eingeebnet, hatte ich plötzlich den Eindruck des Synthetischen. Habe ich die Korrekturen abgeschwächt, ging es eigentlich wieder.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 2. Dezember 2011 um 08:52 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Allgemein, Gitarre lernen abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .