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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Die Eulenbande und der Drachenschatz – Christian Hanke

Das Buch »Die Eulenbande und der Drachenschatz« von Christian Hanke fiel mir durch einen neuen Schüler in die Hand.

Zu diesem Schüler ist zu sagen, dass er in der Nachmittagsbetreuung seiner Grundschule einen Gitarrenkurs besucht hatte. Dieser Gitarrenkurs fand in einer Vierergruppe statt. Die Eltern waren sehr unzufrieden, weil angeblich nur Videos angeschaut worden seien. Als ich den Jungen fragte, er möge mir etwas aus seinem Unterricht vorspielen, konnte er mir nur zwei Akkorde zeigen. Das bedeutet, er konnte nur die Akkorde E-Moll und G-Dur greifen, er konnte aber nichts damit spielen. Er muss mindestens ein halbes Jahr Unterricht gehabt haben.

Wie funktioniert das Buch grundsätzlich? In dem Buch wird eine Geschichte von Kindern erzählt, die einen Schatz finden. Einzelne Textpassagen, meist ein oder zwei Sätze, werden als Übungsstück verwendet.

Diese Stücke haben keinen Titel, sind notiert mit Akkordzeichen über dem Text und auf einer Internetseite kann man diese Stücke eingespielt vorfinden.

(Zu der Internetseite ist kritisch anzumerken, dass sie ein sehr nerviges Übel hat. Nachdem ein Beispiel abgespielt worden ist, springt sie automatisch auf die Übung zurück, die als erstes abgespielt worden ist und spielt diese ab.)

Das Buch alleine verrät nicht, ob es eine Art Stücksammlung für den Unterricht ist oder sogar ein Gitarrenlehrwerk für das Akkordspiel für Kinder darstellen soll.

Betrachten wir das Buch erst einmal unter dem Aspekt, dass es nur eine Sammlung von Spielliteratur sein soll.

Persönlich würde ich nicht zu diesem Buch greifen. So schön das Buch gemacht ist, die Stücke sind nicht notiert. Man hat nur den Text und darüber geschrieben steht, wann ein neuer Akkord kommt. Es gibt keine Schlagmuster oder ähnliche Informationen. Das bedeutet eigentlich, dass ich die Stücke für die Schüler:innen extra neu notieren muss.

Ich mag es nicht, wenn ich Leuten sage, sie sollen sich etwas kaufen, was man de facto nicht auf dem Notenständer benutzen kann, sondern eine zusätzliche Zettelwirtschaft notwendig macht.

Auf der Internetseite von MyMusicSchool.de wird aber klar, dass man sich an kindliche Anfänger wendet. Höre ich mir dann die Beispiele an, komme ich zu dem Ergebnis, dass diese, obwohl sehr, sehr kurzen Lieder, für kindliche Anfänger auch in ihrer möglichst einfachen Version im anvisierten Tempo doch eine ziemliche Überforderung darstellen dürften.

Es wird nicht klar, obwohl in den Hörbeispielen gesungen wird, ob die Kinder dazu angeregt werden sollen, auch beim Spielen der Akkorde mitzusingen. Wenn es aber der Plan ist, dass die Kinder mitsingen sollen, finde ich die ganze Idee eher problematisch. Dann hielte ich es eigentlich für sinnvoller, auf bekanntere Melodien zu setzen. Denn dann hat man nicht das Problem, dass man noch lernen muss, die Melodie zu singen.

Jetzt möchte ich das Buch unter dem Aspekt betrachten, dass es eine Gitarrenschule darstellen soll. Dieses Buch enthält extrem wenig Information. Eigentlich wird nur erklärt, wie man die unterschiedlichen Akkorde greift. Es kommt keine Musiktheorie, keine Spielanweisungen, keine gitarrentechnischen Anweisungen, nichts. Das heißt, falls der Schüler zu Hause Orientierung suchen sollte, bekommt er diese nicht durch dieses Buch.

Deswegen habe ich mich gefragt, ob es vielleicht Zusatzmaterialien für die Lehre gibt oder ob dieses Buch in irgendein übergeordnetes Konzept eingebunden ist?

Also fing ich zum Recherchieren an und fand ein Konzept, aber anders, als ich es mir vorgestellt habe.

Ich stieß nicht auf ein pädagogisches Konzept, sondern ein Franchise-System. Hinter den Büchern der Eulenbande, von denen es mehrere gibt, steckt eine MyMusicSchool, die Gitarrenkurse für Grundschulkinder an Grundschulen in der Nachmittagsbetreuung anbietet.

Das musste ich mir natürlich genauer ansehen. Das Ergebnis war, dass ich leicht schockiert war.

Auf der Internetseite von mymusicschool.de kann man sich als Lehrkraft bewerben. Dort steht unter anderem, „wenn du dir noch unsicher an der Gitarre bist, bringen wir dir kostenlos alles in kurzen Online-Kursen bei.“ Beim Profil für die Lehrkräfte steht: “Du spielst Gitarre, Anfänger, Semi oder Profi, ganz egal.”

Ich habe auch ein YouTube-Video gefunden, in welchem den Interessenten für eine Lehrtätigkeit gesagt wird, „durch unsere speziell entwickelten übungseinheiten musst du dich gar nicht groß auf den unterricht vorbereiten alles was du dafür brauchst befindet sich in unseren lehrbüchern verpackt in die geschichten der Eulenbande” (Aus dem Youtube-Transkribt des Videos)

Auf der schon oben genannten Internetseite kann man auch sehen, wer gesucht wird. Es werden durchgehend Hobby-Gitarristen gesucht. Auf einer weiteren Internetseite wird von einem Stundenlohn für die Lehrkräfte von 20 bis 25 Euro gesprochen.

Zusammenfassend würde ich dies so beschreiben: Pädagogische und musikalische Laien werden für die Hälfte des Geldes auf die Kinder losgelassen. Deswegen würde ich persönlich empfehlen, sobald ein Lehrer das Buch, in dem eine Eulenbande vorkommt, verwendet, sollten die Alarmglocken Alarmstufe Rot läuten.

Irgendwie scheint die MyMusicSchool aber den Zugang zu Grundschulen zu finden.

Liebe Schulleitungen, wenn Sie eine ausgebildete Kraft finden, dürfe der Preis für die Eltern ähnlich dem sein, was die Eltern bei MyMusicSchool zahlen. Fragen Sie sich einfach, ob man ihre Lehrkräfte gleichwertig durch ein ausgeklügeltes Konzept ersetzen kann, welches die Reflektion des Unterrichts, Modifikation des Unterrichts obsolet macht, sodass man nach Schema F unterrichten kann, indem man Laien einsetzt.

Nachtrag: Als ich mit dem Artikel fertig war, schaute ich mich weiter um, weil es gibt Dinge, die sehen so falsch aus, sodass ich vorsichtshalber überprüfen, ob ich etwas übersehen habe. Eigentlich nichts, was den schlechten Eindruck widerlegen würde. Aber dieses Zitat: “Mit den Gitarrenbüchern der Eulenbande können Sie mit Ihrem Kind auf spielerische Art selbst Gitarre lernen – und das ganz ohne Vorkenntnisse!” Ganz bestimmt nicht.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 26. September 2025 um 09:32 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Buchbesprechung, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Kinder, Liedbegleitung abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .