Zählsoundfont
In dem Artikel »Lehrer dämpft die Signale« habe ich beschrieben, welche Wirkung es hat, wenn man die Lautstärke des Metronoms schrittweise zurückfährt. Weiter habe ich an anderen Stellen beschrieben, dass man das auch mit dem Zählen machen kann, indem man es aufnimmt, als Schleife abspielt und dann ebenfalls die Lautstärke reduziert.
Wenn man sein Zählen aufnimmt, stellt sich das Problem, ob das Zählen wirklich korrekt ist. Zum Beispiel, wenn man von normalen Achteln zu Triole-Achteln wechselt, besteht die Gefahr, dass das Metrum wackelt. Also bin ich auf die Idee verfallen, mir einen Soundfont mit meinem Zählen und meinen Bewegungskommandos zu erstellen.
Für den technisch nicht so versierten Leser möchte ich erklären, was ein Soundfont ist. In diesem Fall nehme ich einfach mein Zählen auf und zerschneide es in die Zählwörter. Dann füge ich diese in einen Soundfont ein. Wenn ich diesen zum Beispiel in ein Notensatzprogramm einbinde und den Ton C im Notensatzprogramm verwende, spielt das Programm zum Beispiel die Zahl 1 ab.
Das bedeutet zum Beispiel, ich könnte das Stück abspielen, mit zeitgleichem Zählen und – bei mir sehr beliebt – mit den entsprechenden Bewegungskommandos.
Es gibt einen ganz leicht hörbaren Unterschied. Wenn ich normal einzähle, hört man nicht die Schnitte zwischen den Silben. Es entstehen Pausen, die absolut still sind. Dies mag man als leicht irritierend empfinden.
Es gibt aber noch eine andere Sache, die man als gravierend empfinden kann. Wenn man zählt, ist es ja so, dass die Zählwörter nicht wirklich mit den mathematisch exakten Zeitpunkten zusammenfallen. Ein aufgenommenes Zählen wirkt sehr natürlich und man spielt gerne dazu. Durch die technischen Bedingungen ist es leider so, dass man die Zählwörter auf die exakte Zeit schieben muss. Es ist nichts anderes möglich, beziehungsweise ich habe dazu keine Lösung gefunden.
Also die Darstellung oder der Erhalt des Mikro-Timings ist nicht möglich.
Kann man dann nicht gleich mit Metronom spielen?
Dazu ein klares Jein. Das Interessante ist, dass, wenn ich mit einem Metronom spiele – also mit perkussiven Klängen – ich etwas starrer und steifer spiele, als wenn ich diesen Soundfont verwende. Weiterhin kann ich, wenn ich den Soundfont verwende, meine Bewegungskommandos einbauen.
Es gab aber noch ein weiteres interessantes Phänomen zu beobachten. Dieses Phänomen konnte ich nur bei den Bewegungskommandos feststellen. Es scheint so, dass nicht jeder Silben- oder Wortanfang identisch mit dem rhythmischen Impuls ist, den die Silbe oder das Wort geben soll.
Zum Beispiel bei dem Wort „hoch“ schiebe ich ab und zu den Ton im Notensatzprogramm eine Sechzehntel nach vorne, damit der Impuls stimmt. Also nicht das „h“ in „hoch“ ergibt den Impuls, sondern das „o“.
Der wichtigere Grund, dass ich diesen Zählsoundfont erstellt habe, ist, dass ich ihn eigentlich nicht in einem Notensatzprogramm verwende, sondern in einer DAW. In der kann ich dann Temposteigerungen, das Leiser werden und viele andere Dinge automatisieren. Damit ist die Arbeit mit diesem Zählsoundfont wesentlich praktischer, als wenn ich mein Zählen immer wieder neu aufnehmen muss, wenn sich die Situation stärker geändert hat.
Würde ich das Erstellen eines Zählsoundfonts empfehlen? Offen gesagt, mir fällt so etwas leicht, weil ich mich schon immer mit solchen Sachen beschäftigt habe. Jemand, der sich dafür extra einarbeiten muss, wird wahrscheinlich zum Ergebnis kommen, dass Aufwand und Nutzen in keinem guten Verhältnis stehen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 12. September 2025 um 08:43 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Krimskrams, praktisch, Recording, Rhythmus, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .