Gitarre lernen ohne Lehrer? – Teil 2
(Teil 1 kann man hier lesen)
Ich finde auch immer wieder interessant, wie unterschiedlich mit den gegeben Informationen wie z.B. Peter Bursch Gitarrenbuch umgegangen wird. Was verstanden wird, was nicht verstanden wird. Was übersehen wird, was erkannt wird. Weiter muss ich feststellen, wer aus Peter Bursch Gitarrenbuch leicht schlau wird, wird auch leicht schlau aus meinem Unterricht.
Langer Rede kurzer Sinn, wer ohne Lehrer erfolgreich sein will, sollte diese Eigenschaften mitbringen:
- stark überdurchschnittliche Übemotivation
- hohe Frustrationstoleranz
- überdurchschnittliche Leidenschaft für das Ziel
- überdurchschnittliche motorische Begabung
- überdurchschnittliche Musikalität
- überdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten
Wer sich also überlegt ohne Lehrer glücklich zu werden, sollte sich über seine Motive im klaren sein. Wer ohne Lehrer auskommen will, um Geld zu sparen, wird meiner Meinung nach scheitern. Wer es sich einfach nicht leisten kann oder keinen geeigneten Lehrer findet, aber unbedingt lernen will, wird vermutlich etwas auf die Beine stellen.
Schadet man sich, wenn man ohne Lehrer lernt? Eine schwierige Frage. Ich war selber Autodidakt in meinen Anfangszeiten. Autodidakt sein, kann sehr schön sein. Man kann nämlich spielen, was man will und wie lange wie man es will.
Aber irgendwann will, braucht oder findet man Unterricht. Da ich auch Autodidakten unterrichte, kann ich feststellen, es stellt sich immer wieder dasselbe Problem.
Meiner Meinung nach, bedeutet das Erlernen eines Instrumentes, seine Finger bewusst zu beherrschen. Aber diese Fähigkeit ist bei Autodidakten extrem schwach ausgeprägt. Autodidakten spielen zwar teilweise extrem schwere Stücke, können aber simpelste Anweisungen, die eine Verbesserung darstellen, nicht ausführen.
Die Stücke, bei denen sie das einigermaßen könnten, sind schlichtweg aus dem Anfängerbereich und sind eine kalte Dusche für die Begeisterung.
Das Problem bei ehemaligen Schülern als Autodidakten ist, sie wollen zwar besser spielen, aber die Maßnahmen dazu sind eher nervtötend. Da aber Autodidakten gewohnt sind Spass zu haben, lassen sie sich bei weiten nicht so auf das Notwendige ein, wie ein normaler Schüler.
Die interessante Frage ist, wie sähe es aus, wenn diese Autodidakten von Anfang an Unterricht gehabt hätten. Da ich selber einer war, ich bin mir nicht sicher, ob es mir besser ginge. Da Unterricht ja teilweise vernünftig ist, hätte ich mich teilweise furchtbar gelangweilt und meinen eigenen Stiefel durchgezogen.
Diese Zeile schreibend, frage ich mich, ob das Merkmal eines „erfolgreichen” Autodidakten ein ausgeprägter Eigenwille und eine ausgeprägte Sturheit sind.
Noch ein Wort zu denen, die ich nicht „abschrecken“ konnte, den Weg ohne Lehrer zu gehen.
Ich erlebe ja zwangsläufig diejenigen, die auf diesem Weg gescheitert sind. Bei diesen Menschen kann ich immer wieder feststellen, dass sie sich für sträflich unbegabt halten. Diese gescheiterten Autodidakten schätzen ihr Begabungsprofil gravierend schlechter ein, als es ist.
Ich frage mich deswegen, wie viele Leute gänzlich aufgegeben haben, statt sich einen Lehrer zu suchen.
Wer als Autodidakt scheitert, ist nicht unbegabt, hat sich aber maßlos überschätzt.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 12. Juli 2013 um 08:01 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Allgemein, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .