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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Die eigentliche Melodie

Mir ist gar nicht klar, ob es sich um ein erwähnenswertes Phänomen handelt, von dem ich berichten will. Ich stelle aber immer mehr vermehrt fest, dass es Schülern beim Verstehen von mehrstimmiger Musik hilft.

Ich habe jahrelang meine Stücke in Melodyne eingesungen. Seitdem ich meinen Blaswandler habe, spiele ich die Einzelstimmen mit unterschiedlichen Instrumentenklängen ein.

Dabei stoße ich zwangsläufig auf Passagen, von denen ich sage, eigentlich müsste diese Stimme an dieser Stelle so notiert sein, dann wäre diese Linie in sich schlüssiger.

Damit ungefähr klar wird, was ich meine. Wenn Schüler solch eine Bassführung zum ersten Mal hören
Kadenz mit Septimsprung
und ich sie frage, ob sie diese Linie musikalisch sinnvoll empfinden, dann verneinen sie die Frage. Verändere ich die Basslinie, indem ich das „e” nach oben oktaviere, dann empfinden diese Linie diese  Schüler plötzlich als schlüssig.

Oder nehmen wir die Passage aus einem Carcassi-Andante:

Wenn Schüler nur die Oberstimme spielen müssen, dann werden viele, wenn sie in solcher Musik ungeübt sind, diese Linie als etwas befremdlich empfinden.

Lässt man diese Schüler aber diese Linie auch so spielen:

dann empfinden diese diese Linie als logischer, aber dadurch wird auch die eigentlich synkopische Linie für sie schlüssiger, weil sie darin die „schlüssigere” Linie wiedererkennen. Weiter fällt ihnen dann wesentlich leichter zwei Stimmen in der Passage zu hören, statt die zwei Stimmen zu einer zu verbacken.

Ich lasse immer mehr meine Schüler bei mehrstimmigen Stücken  zu erst die Einzelstimmen üben. Aber ich bekomme deswegen auch öfters zu hören, was für ein komisches Zeugs das teilweise sei. Meist kann ich meinen Schülern diese Stimmführungen sinnhaft machen, in dem ich ähnlich wie oben beschrieben eingreife.

Andererseits spiele ich aus irgendeinem Grund momentan viele Stücke aus meiner grauen Vorzeit und höre diese deutlich anders als anno dazumal.  Früher war es ein angenehmer Brei für das Ohr, jetzt höre ich Strukturen.

Ich frage mich, was ist da passiert.

Ich glaube ein Teil des Prozesses lässt sich am besten mit dem Kürzel „mfg” beschreiben. Spielt ein Schüler ein Stück, dann wirken viele musikalischen Passagen wahrscheinlich auf ihn, wie auf jemanden der Kürzel „mfg” ohne Kontext, der noch nie die Formel „Mit freundlichen Grüßen” gesehen oder gehört hat.

Um solch einem Menschen klarzumachen, was mit „mfg” gemeint ist, muss man ihm die dahinterstehenden Worte erklären und den sozialen Kontext. Danach wird „mfg” immer einen Sinn für diesen Menschen haben.

Warum finde ich das Thema interessant? Weil diese Herangehensweise eine Neuentdeckung für mich ist.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 30. August 2013 um 08:19 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .