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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Ländler Op. 80 No. 21 – Joseph Küffner

Diesen Ländler von Joseph Küffner finde ich nicht musikalisch bemerkenswert, sondern er hat mich auf ein paar interessante Fragen gestoßen.

Ich habe mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, dass ich bei den Saitenwegebänden von Michael Langer versuche in die Erstdrucke oder entsprechenden Manuskripte zu schauen, weil Michael Langer in den meisten Fällen etwas weglässt oder umschreibt. Wobei ich nicht weiß, ob Michael Langer für die Veränderungen verantwortlich ist, oder seine Quellen.

Deswegen stieß ich auf den Erstdruck dieses Ländlers von Joseph Küffner. Bei Langer wird der Ländler ähnlich wie in der Abbildung gesetzt,

im Erstdruck sieht der Ländler so aus.

Langer lässt die Decrescendi oder Akzente weg und verändert in Takt 8 und  9 die Verbalkung zu einer durchgehenden Verbalkung.

Es geht mir jetzt nicht um ein Michael-Langer-Bashing, sondern seine Eingriffe gaben mir Anlass zu einer anderen Fragestellung.

Solche Veränderungen des Notenbildes habe ich schon hie und da mal gesehen. Aber ich habe nicht sehr viele Gedanken darauf verwendet. Meine Erklärung war, moderner Computernotensatz macht möglich, was mit dem damaligen Material nicht möglich war. Aber diese Überlegung habe ich nie versucht zu untermauern. Bzw. ich habe mal irgendwo gelesen, der anfängliche Notensatz für Gitarre, wäre sehr an die Tabulatur angelehnt gewesen und bedürfte bei modernen Editionen einer Nachbesserung. Genauer ausgeführt wurde das aber nicht.

Über Küffner ist zu lesen, dass er Geiger und Gitarrist war. Und er hat Werke für Klavier geschrieben.

Als Erstes dachte ich mir, er hat das halt wie Geigenmusik geschrieben. Aber ich wurde neugierig. Jemand der für Klavier geschrieben hat, sollte nicht aus dem Korsett der Geigennotation ausbrechen können? Haben sich Klaviernoten im Laufe der Zeit auch so drastisch verändert? Ich verglich einige Beethovenerstausgaben mit jetzigen Drucken. Eigentlich sind da keine Änderungen im Notensatz zu sehen.

Also sah ich mir eines der Werke mit Klavier von Küffner an. Küffner kennt mehrstimmige Schreibweisen. Erst dann kam ich auf die Idee mir weitere Erstdrucke der Gitarrenwerke von Küffner anzusehen.

In den Erstdrucken von Küffners Gitarrenwerken kommen mehrstimmige Schreibweisen vor. Auch die vermeintliche moderne Schreibweise für Zerlegungen. Aber es fällt auf, dass beim Musikverlag André diese Schreibweise wesentlich häufiger verwendet wird, als bei den Ausgaben des Schottverlages. Teilweise wirkt es so, dass man auf mehrstimmige Schreibweisen erst dann zurückgreift, wenn es gar nicht anders geht.

Weiter der Druck des Verlages André ist deutlich schöner als der von Schott. Ist es vielleicht so, dass der Notensetzer die entscheidende Instanz für das Notenbild ist und nicht der Komponist?

Letztlich bleibt die Frage, was meinte Küffner? Meinte er eine Zerlegung, bei der die Töne übereinander klingen. Oder meinte er tatsächlich etwas Melodieartiges? Vielleicht kann man das beantworten, wenn man deutlich tiefer schürft.

Aber man wird mir hoffentlich beistimmen, dass die Modernisierung des Notenbildes diese Frage gar nicht zulässt. Weiter fällt bei der Betrachtung anderer Stücke auf, dass Küffner teilweise sehr genau notiert. Artikulation, Dynamik und Verbalkung. Er scheint kein gedankenloser „Hinschmierer“ zu sein. Deswegen weiß ich nicht, ob man dem Interpreten doch nicht lieber ein originaleres Notenbild bieten sollte, denn Modernisierung verhindert unter Umständen bestimmte Fragen.

Wie dem auch sei, ich stelle beide Versionen zur Verfügung.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 20. November 2020 um 08:17 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Noten, Notensatz, Übematerial abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .