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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Schwierigkeitsgrad “Sehr leicht”

Wegen meines Artikels „Michael Langer – Saitenwege“ habe ich im Internet nachgesehen, ob jemand mein Unbehagen teilt. Das nicht. Aber ich stolperte über eine Rezension, die sich bei dem Band „Saitenwege – der sehr leichte Einstieg“ über die Einstufung „sehr leicht“ empörte. Bei Amazon finden sich Rezension, die auch auf diesen Aspekt hinweisen.

Ich will hier keine Wertung abgeben, ob Langer richtig einstuft. Aber mancher meiner Schüler kaufen sich Noten, weil das Wort „leicht“ darauf steht und ist dann verblüfft, was leicht bedeutet. Nämlich ziemlich schwer oder sogar zu schwer für ihn.

Vergleicht man Gitarrenschulen und diese leichte Literatur kann man diese Verwunderung verstehen. Also sind die Herausgeber überkandidelte Menschen, die keinen Bezug zur Wirklichkeit haben?

Dies würde ich ziemlich kategorisch ausschließen. Vielleicht sollte man den Prozess mit Lesen lernen vergleichen. Man lernt Lesen, um Literatur zu lesen. Also Notenbüchern, deren Beschreibung das Wort „leicht“ beinhalten, beinhalten die leichten Stücke der Literatur eines Genres. Und das ist nicht das „Fibelniveau“ mit dem Schüler*Innen auf das Level gebracht werden sollen, Gitarrenliteratur spielen zu können.

Aber es steht damit die Frage im Raum, wie lange dauert es, bis ich diese Literatur spielen kann? Vermutlich länger als man denkt.

In dem Artikel „Zu unbegabt für Gitarre?“ versuchte ich Übezeiten in Schulabschlüsse umzurechnen. Auch wenn man davon ausgeht, dass die Zahlen in diesem Artikel überzogen sind und man diese vielleicht durch zwei teilen sollte, merkt man schon, dass es nicht so rasend schnell geht.

Weiter kommt hinzu, man hat versucht, dass Instrumentalspiel der Breite zugänglich zu machen. Siehe „Ein Schule vom alten Schlag“. Dies Zugänglichkeit führt aber auch dazu, dass nicht nur „Begabte“ ein Instrument lernen, sondern auch Unbegabte. Dadurch gibt es extrem starke Unterschiede, wann ein Level erreicht wird.

Aus meiner Erfahrung finde ich, wenn Schüler*Innen aus der Pubertät herauswachsen, fallen viele kognitive Limitierungen weg. Dies bedeutet, man muss nicht mehr die Lernschritte kleinteilig gestalten, sondern kann den Schüler*Innen auch Herausforderndes auf den Ständer legen.

Aber dabei stelle ich immer wieder fest, dass die Dauer des bisherigen Unterrichts nichts darüber sagt, wie lange die Schüler*Innen an den Stücken knabbern werden.

Mein Lieblingsbeispiel. Zwei Schüler entdeckten gleichzeitig die berühmt berüchtigte Romanze. Der eine Schüler war 19 und hatte acht Jahre Unterricht, der andere Schüler 15 und hatte fünf Jahre Unterricht. Der zweite Schüler hat es wesentlich schneller hinbekommen, die Romanze zu spielen. Auf lange Sicht spielte zwar der erste Schüler schöner. Aber dass Stück überhaupt auf das Griffbrett zu bringen, war für ihn eine deutlich größere Anstrengung.

Oben vergleiche ich das Erlernen eines Instrumentes mit dem Lesenlernen und Literatur spielen mit Literatur lesen. Dieser Vergleich hinkt.

Um Goethes Faust lesen zu können, muss ich mir kein anderes motorisches Handwerkszeug aneignen, als einen einfachen Comic zu lesen. Mit Lesen ist aber gemeint, die Wörter korrekt aussprechen zu können. Es geht mir ausdrücklich nicht um das Verständnis. Nur um die Lautproduktion.

Bei Musik dagegen hin muss man mit dem steigenden Niveau der Literatur sich weiteres motorisches Handwerkszeug zur “Lautproduktion” aneignen oder weiter entwickeln.

Also man sollte sich nicht wundern, wenn man deutliche Probleme mit „sehr leichte“ Literatur hat.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 25. September 2020 um 08:43 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Lernen, Noten, Übematerial abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .