Coronabetrachtungen
Corona ist zwar noch nicht vorbei, aber in mir entsteht das Gefühl, dass sich in mir ein Coronafazit bildet.
Konkurrenz zu anderen Angeboten
Schön war zu sehen, dass eine nicht unerhebliche Zahl der SchülerInnen mehr geübt haben. Andere gleich viel, andere weniger. Jetzt kehren die Freizeitangebote zurück, das Üben wird bei den Mehrübern wieder weniger.
Besonders schön illustriert dies, das Verhalten einer jungen Schülerin. Es hat sich ergeben, dass ich nach ihr eine Freistunde hatte und deutlich überzog. Sie bekam teilweise de facto zwei Stunden.
In der Hochphase des Lockdowns fragte sie zu Beginn der Stunde, ob wir länger machen könnten. Die Formulierung „sie forderte es ein“ traf es schon besser. Irgendwann wurde die Mutter sogar gefragt, ob man die Unterrichtszeit nicht von 30 auf 45 Minuten erhöhen könnte. Jetzt wird die Stunde eröffnet, wir können nicht länger machen, weil ich muss Freundin treffen, dorthin gehen, usw. Diese Mitteilungen klingen eher wie Ansagen an mich.
Die Handyfrage
Bei den Kindern und Jugendlichen gab es ein sonderbares Phänomen für mich zu beobachten. Es gibt SchülerInnen, die stehen schon Ende der Grundschule vor der Tür und haben ein Handy in der Hand, bei anderen sehe ich das Handy so ab der siebten oder achten Klasse und dann eher selten.
Komischerweise wurde das zu einer Art Grenzlinie, wie die SchülerInnen mit Corona umgingen oder verkrafteten. Die Kündigungen kamen von den HandynutzerInnen. Die blieben, wirkten eher lethargisch und ließen in ihren Leistungen nach.
Bloß es fiel mir auch eine andere Sachen auf, bei der ich mich jetzt gefährlich weit aus dem Fenster lehnen werde. Eigentlich kann ich über meine SchülerInneneltern nicht klagen. Es gibt aber Eltern, denen fällt 15 Minuten vor der Stunde ein, dass sie ihr Kind entschuldigen, andere tun das zwei Tage zuvor. Am letzten Tag vor den Ferien fehlen manche Kinder, weil verpeilt wird, dass Unterricht ist, andere sind verlässlich da. Schicke ich manchen Eltern ein Mail mit Material, dann wird das Material von manchen Eltern verlässlich weitergeleitet, bei anderen Eltern kann es schon mal Verschütt gehen.
Die Beobachtung war, bei Kindern und Eltern, bei denen es vor Corona rund lief, lief es mit Corona weiter rund. Bei denen, bei denen es ab und zu hakte, lief es plötzlich schlechter. Teilweise erschienen Kinder nicht zum Unterricht, weil es vergessen wurde. Es wurde weniger geübt, weil man den Kampf mit dem Distanzunterricht der Schule eher alleine führen musste.
Bloß diese Kinder kamen aus der Gruppe der Handy-früh-und-viel-Nutzer. Eines der Kinder -Fünftklässlerin – erzählte mir, bei ihm sei nur eine Sperre im Handy eingebaut, sodass es ab 22:00 Uhr nicht nutzbar sei. Ich kenne dieses Kind nur mit Handy.
Eine Klassenkameradin von ihr, bekam vor zwei Wochen ein Handy, aber hat immer noch kein SIM. Es waren mehrere Dinge, die die Mutter via Apps und Einstellungen kontrollieren lässt.
Das Kind mit dem freieren Handyumgang kommt/kam mit meiner Meinung nach schlechter mit Corona zurecht.
Ich will die Schuld nicht dem Handy zuschieben. Sondern bei den Familien, bei denen die Handypolitik rigoroser ist, bei denen wurde sich während Corona mehr um die Kinder gekümmert.
Ich weiß, dass ich eine viel zu kleine Stichprobe für diese Aussage habe, aber diese Beobachtung lässt mich nicht los.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 2. Juli 2021 um 08:15 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Corona, Eingeschoben, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .