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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Bewegungsumfang! Geht da was? – Teil 1

Vorgeschichte

Vor kurzem sah ich mir einige Videos von rhythmischer Sportgymnastik und Eiskunstlauf an. Weil sehr viele Elemente, die dem Ballett sehr ähnlich waren, vorkamen, interessierte mich, ob in diesen Sportarten Ballett trainiert wird.

So stieß unter anderem ich auf Filme, in welchen russische Trainingscamps für russische Sportgymnastik gezeigt wurden. Es drehte sich hauptsächlich um Spagatübungen.

Die Kinder haben z.B. den einen Fuß auf einem Stuhl, den anderen Fuß auf einem anderen Stuhl. Sie lassen sich durchhängen. Der Hintergrund ist, man muss ein Spagat von ca. 190 bis 200 Grad passiv hinbekommen, um einen Spagat von 180 Grad aktiv zu schaffen.

Mich interessierte, ob man mit Dehnen, die Dehnfähigkeit der linken Hand erweitern kann.

Mancher wird sich verwundert fragen, warum ich mich das frage?

Schülern*Innen, die Probleme mit der Dehnfähigkeit ihrer Greifhand haben, empfehle ich zu dehnen. Das Ergebnis ist lau. Eigentlich nicht bemerkbar.

Weiter Dehnen ist in seiner Wirkung umstritten. Spreche ich mit Menschen, die eine Trainigsausbildung machen, höre ich immer wieder, dass man vom Dehnen abkommen würde, weil es nichts bringt oder sogar schadet.

Auch kommt dazu, dass ich mir einbilde, in dem Buch “Hand und Instrument” gelesen zu haben, dass Dehnen für den Bewegungsumfang nichts bringen würde.

Aber warum schlägt man dann beim Tanz und Sport solche Schlachten um das Spagat?

Meine Irrtümer

Bei der Beschäfigung mit dem Thema Dehnung wurde mir klar, es gibt

  • verschiedene Dehntechniken
  • und verschiedene Wirkungen des Dehnens.

Im Sport scheint es so zu sein, dass das Dehnen wenig bis gar nichts bringt, um die Verletzungsanfälligkeit zu verringern. Es steh sogar im Verdacht, diese steigern zu können. Weiter kann Dehnen, die Leistung beeinträchtigen. Dehnen scheint für einige Ziele im Sport kontraproduktiv zu sein.

Aber mich interessiert der Bewegungsumfang, der im Englischen als “range of motion” bezeichnet wird. Abgekürzt ROM.

Bewegungsumfangshemmungen

Wodurch wird der Bewegungsumfang denn gehemmt?

Knochenhemmung

Knöcherne Strukturen stehen der Bewegung im Weg.

Massenhemmung

Muskeln oder Körperteile sind sich im Weg. Ich käme ja an meine Füße, wenn der Bauch nicht so groß wäre.

Muskel- und Bänderhemmung

Muskeln und Bänder lassen sich durch Dehnen nicht verlängern. Aber, wenn man sie dehnt, erhöht sich die Spannung von Muskeln und Bänder. Also es schmerzt. Dehnt man öfters, hält man mehr Spannung aus und kommt weiter.

Studien

Bei meiner Suche, bin ich auf zwei Dokumente gestoßen.

https://www.sportbundpfalz.de/sportwissenschaft-sportmedizin-leistungssport.html?file=tl_files/Ablage/SBP/Downloads/Sportmedizin_Sportwissenschaft/031108_Klee_Wiemann_Dehnung.pdf

In diesem Dokument wird erklärt, was ich oben stark vereinfacht nacherzählt habe.

Dann stieß ich noch auf:

https://paulogentil.com/pdf/The%20Relation%20Between%20Stretching%20Typology%20and%20Stretching%20Duration%20-%20The%20Effects%20on%20Range%20of%20Motion.pdf

Dies ist eine Metastudie. In dieser Studie werden ca. 50 Studien zum Thema Dehnen ausgewertet.

Ich zitiere den Abstract:

„Different stretching strategies and protocols are widely used to improve flexibility or maintain health, acting on the muscle tendon-unit, in order to improve the range of motion (ROM) of the joints. This review aims to evaluate the current body of literature in order to understand the relation between stretching typology and ROM, and secondly to evaluate if a relation exists between stretching volume (either as a single training session, weekly training and weekly frequency) and ROM, after long-term stretching. Twenty-three articles were considered eligible and included in the quantitative synthesis. All stretching typologies showed ROM improvements over a long-term period, however the static protocols showed significant gains (p < 0.05) when compared to the ballistic or PNF protocols. Time spent stretching per week seems fundamental to elicit range of movement improvements when stretches are applied for at least or more than 5min, whereas the time spent stretching within a single session does not seem to have significant effects for ROM gains. Weekly frequency is positively associated to ROM. Evaluated data indicates that performing stretching at least 5 days a week for at least 5 min per week using static stretching may be beneficial to promote ROM improvements. „

Kurz gesagt, wenn man zwischen 5 und 10 Minuten pro Wochen eine Körperregion statisch dehnt, dann hat man die höchste Wirkung auf die ROM. Mehr bringt nicht. Am besten dehnt man ca. eine Minute am Tag.

In der Studie steht, man hat nur Studien berücksichtigt, in welchen länger als vier Wochen gedehnt wurde.

Das hört sich alles erst einmal sehr hoffnungsvoll an, aber mir sind dazu einige Fragen und Überlegungen gekommen. Diese führe ich nächste Woche aus.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 22. Oktober 2021 um 08:20 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Forschung, Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .