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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Lampenfieber oder wer will schon vorspielen?

Ich bin auf den Artikel Lampenfieber – Bühnenangst von Christian Konrad gestoßen.

Mir fiel eine Schülerin (11) ein, die sich spontan zu einem Konzert in ihrer Schule gemeldet hatte und ohne jegliche Absprache und Vorbereitung mit mir dort zum ersten Mal in ihrem Leben vorspielte. Und es ging sehr gut und mir wurde berichtet, sie sei rein gar nicht nervös gewesen. Als ich sie fragte, wie sie das gemacht hätte, meinte sie, sie würde doch etwas machen, was die Menschen freuen würde. Warum sollte sie denn da Angst haben?

So etwas ähnliches kenne ich von mir auch, sobald es darum geht, den Menschen etwas über Musik zu zeigen, wenn ich über Musik spreche, ist Lampenfieber kein Problem. Aber sobald ich spielen muss, reicht es mir. Bzw. ich erspare mir alle Situationen, wo ich spielen muss. Ich spiele nur, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mit den Zuhörern in einen positiven Dialog über Musik trete.

So weit, so logisch. Was hat das mit dem Thema Lampenfieber zu tun? Ich möchte behaupten, dass die wenigsten Menschen ihre ersten Vorspielsituationen aus freien Stücken erleben, sondern sie werden in diese Vorspielsituationen gezwungen.

Es fängt schon in der Musikschule oder mit der Aufnahme des Instrumentalunterricht an.

Das Vorspiel. Vorspiele sind zwar einerseits gut dafür, weil sie die Schüler motivieren oder zwingen Stücke intensiver zu spielen und einen Lerneffekt haben. Aber da kommt die Politik ins Spiel. Die Schüler sollen natürlich möglichst wenig Fehler machen, damit der Lehrer und/oder die Musikschule möglichst gut dastehen. Also dreht es sich bei der Vorbereitung darum, dass der Schüler keine Fehler macht. Dem Schüler wird nolens volens klar gemacht, Fehler sind schlimm, sie sind nicht gut. Es wird ihm Angst gemacht.

Diese Angst wird wahrscheinlich noch dadurch vergrößert, weil sich die Angst des Lehrers vor Fehlern auf den Schüler überträgt. Zumindest im klassischen Musikbetrieb, geht es jahrelang in der Ausbildung beim Vorspielen um die Existenz. Wie werde ich im späteren Musikbetrieb bestehen, wie wird mein Leben sein. Fehler bekommen eine irrwitzige Dimension. Weil der Lehrer den Schüler davor bewahren will, wird alles unternommen. Aber vielleicht werden die Schüler durch diesen Wirbel noch ängstlicher, als sie es sowieso schon sind.

Hat man die Ausbildung hinter sich, geht es um den Rang, in der musikalischen Welt. Weil man professioneller Musiker ist, wird erwartet, dass keine Fehler geschehen.

Also in sehr viele Vorspielsituationen spielt gerade nicht die Frage anderen Menschen etwas Gutes zu tun eine Rolle, sondern sekundäre soziale Fragen und Faktoren spielen eine dominante Rolle.

Wenn nur die vorspielen würden, die vorspielen wollen, dann wäre das Lampenfieberthema in der Musik bei weitem nicht so wichtig.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 9. September 2016 um 08:05 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .