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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

B oder h? Damit leben.

Ich weiß jetzt nicht, ob Youtubevideos referenziell sind, aber dort gibt es unter Popularmusik Diskussionen darüber, ob es nun b oder h heißt. Manche versteigen sich zu der These h, wäre falsch und b richtig. Ebenfalls ist ein gewisser Fanatismus in der Frage zu erkennen.

Ich mache mal jetzt einen großen Bogen. Da ich im Einzugsbereich einer französischen Schule arbeite, habe ich einige französische Schüler. Die haben mich zu einigen überraschenden Erkenntnissen gebracht. Die Terminologie für Noten wird teilweise nicht einmal ansatzweise 1 : 1 in andere Sprachen übersetzt.

Dass die Notennamen in romanischsprachigen Länder „Do-RE-Mi-Fa-Sol-La-Si“ könnte noch Allgemeinwissen sein. Aber in Frankreich z.B. sind die Wörter für die Notenwerte keine Brüche, sondern beschreibende Begriffe. Aus dem Wikipediaartikel „Représentation des durées en musique“ habe ich diese Grafik.

Dort kann man sehen, dass die Pausennamen nicht der deutschen Logik folgen. Nämlich die Namen für die Pausen werden analog zu den Namen der Notenwerte gebildet. (Muss ich extra erwähnen, dass meinen französischen Schülery das deutsche System lieben.)

Also die Terminologie um Töne und Noten ist weltweit nicht einheitlich, sondern wechselt man in eine andere Sprache, muss man sich unter Umständen vollkommen neu orientieren.

Sieht man sich den Wikipediaartikel „Anderssprachige Tonbezeichnungen“, stellt man fest, es gibt nicht den Tonnamen, sondern viele. (In dem Zusammenhang überraschte es, dass japanische Stimmgeräte keine Option für japanische Tonnamen haben.)

Und ich vermute das der  Wikipediaartikel „Anderssprachige Tonbezeichnungen“ nicht alle Bezeichnungssysteme aufführt, weil Sprachen aus Indien, Arabien und Teilen Asiens nicht erscheinen, obwohl es dort Musiktheorie im Rahmen der traditionellen Musik geben soll.

Aber die Musikery in Ländern mit „H“ haben jetzt ein Problem mit all dem Material, was aus englischsprachigen Ländern kommt und in bestimmten Segmenten der Musik massiv dominiert.

Mir hat eine Studentin aus einem Popularmusikstudiengang erzählt, es wäre ein ziemliches Mischmasch in ihrem Studiengang. Ein anderer es wäre lästig und hemmt die Kommunikation.

Soweit die Sachlage.

Was nun?

Ich für meinen Teil werde weiter „H“ „lehren“. Warum?

Persönlich sind mir die Notennamen egal, weil ich nach Noten und nicht nach Buchstaben spiele . Aber wenn ich Lehrbücher in meinem Unterricht verwende, dann verwenden die „H“. Ich habe eine „chaosfreie“ Welt in der Frage. Warum soll ich künstlich Chaos erzeugen?

Weiter ich möchte meine Schülery nicht in Opposition zu den notengebenden Musiklehrery in der Schule bringen. „Aber mein Gitarrenlehrer hat gesagt, …“

Momentan ist die Situation immer noch so, dass mir meine Schülery druckfrische Liederbücher unter die Nase halten, die bei den Akkordsymbolen „H“ verwenden.

Ich sage ihnen, dass es den Unterschied gibt. Weiter bei Leadsheets aus dem Internet muss man ausprobieren, was passt. Aber meistens ist die harmonische Situation so eindeutig, sodass ein unbedarftes Laiey die richtige Entscheidung treffen wird.

Persönlich halte ich den Kampf für das „B“ einen aussichtslosen. Ich gehe davon aus, wenn ich in einigen Jahrzehnten sterben, wird in deutschen Schulen weiter „H“ gelehrt werden.

Warum? Viele Grundlagenwerke der Musiktheorie sind auf Deutsch geschrieben worden. Die Ausbildungsliteratur für die doch immer noch dominierenden „Klassik“studiengänge ist teilweise vor dem PC-Zeitalter entstanden. Es gibt auch extrem viel und gutes Material aus dem Vor-PC-Zeitalter. Die Änderung ist technisch extrem aufwändig.

Es gibt eine gedruckte und gelebte Tradition, deren Änderung verweigert werden wird, weil es zu viel Geld und Aufwand kostet.

Es gibt die Geschichte, dass die Tasten am Beginn der Schreibmaschine so angeordnet waren, dass man so schnell schreiben konnte, dass sich die Hämmerchen verhakten. Also ordnete man die Tasten anders an, um das Tippen zu verlangsamen.

Das wäre heutzutage technisch gar nicht nötig. Also man könnte eine Effizienzsteigerung erreichen. In Frankfurt soll ein Tunnel für 8 Mrd. gebaut werden, damit Reisezeiten um 10 Minuten sinken. Aber die Schreibmaschinentastatur besteht immer noch. Es gibt auch keine ernsthaften Versuche der Änderung.

Oder mir wurde vor 40 Jahren in der Schule erzählt PS wäre abgeschafft und würde aussterben in den nächsten Jahren. Wer weiß jetzt die richtige Einheit und wie viel dieser Einheit sind ein PS?

Was will ich damit sagen, sogar „Geldbringendes“ lässt sich extrem schwer ändern, warum dann Notennamen?

Also man muss damit leben!

Wie damit umgehen?

Einfach darüber reden, wenn man in eine neue musikalische Situation kommt, wie es gehandhabt wird.

Bei Prüfungen hinschreiben oder sagen, an was für eine Konvention man sich hält und darauf hinweisen, dass man um das Problem weiß. Um der Diplomatie/Note willen, die vermutete Konvention der Prüfery verwenden. (Musikery als Prüfery lassen leider zu oft ihr Ressentiment in solchen Fragen in die Wertung einfließen.)

Und darauf achten, dass man nicht entgleist. Denn in einigen Diskussionen, die ich gelesen habe, haben sich manche nicht fachlich blamiert, sondern menschlich. H- wie B-Vertretery.

Eine kleine Frage für mich

Beim Schreiben dieses Artikels kommt mir noch ein Gedanke. Ich mache gerade mit einem französischen Schüler Liedbegleitung. Wie sind die Akkordangaben von Liederbüchern, die in Frankreich gedruckt sind? Wenn dann da die französischen Notennamen zur Bezeichnungsbasis dienen, müsste ich dann mit diesem Schüler auch nicht erarbeiten, dass er mit diesen Bezeichnungen umgehen kann?

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 24. Januar 2020 um 08:58 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben, Gitarre lernen, Krimskrams, Lernen, Musiktheorie, Noten abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .