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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Könnte Gitarre spielen einfacher sein

Vor kurzer Zeit habe ich ein Artikel über Pfadabhängigkeit geschrieben. Wegen dieses Artikels habe ich mich mit einer Frage genauer beschäftigt, die eigentlich schon immer wieder in mir auftauchte. Nämlich, warum in der Tonart C-Dur so häufig die Griffkombination mit dem dritten und vierten Finger am 3. Bund auftaucht. Diese Kombinationen sind anatomisch gesehen nicht leicht zu bewältigen. Die Tonart A-Dur und E-Dur sind leichter zu greifen.

Manchmal sage ich zu meinen SchülerInnen: “Wenn wir den treffen, der das Gitarrenspiel erfunden hat, mit dem werden wir ein ernstes Wort sprechen!”

Denn eigentlich ist es bei anderen Instrumenten so, dass die musiktheoretisch einfache Tonart auch die motorisch einfache Tonart ist. Warum ist das bei der Gitarre nicht so? Steckt da Pfadabhängigkeit dahinter? Warum hat man das nicht anatomiefreundlicher gestaltet?

Bei der Renaissancegitarre, die vier Saiten hatte, stellte sich eigentlich das Problem nicht. (Wer mal Akkorde auf einer Ukulele gespielt hat, wird besser verstehen, was ich meine.) Aber die Renaissancegitarre hatte dasselbe Problem wie die Laute, wenn der Bass nach unten ging, gab es plötzlich eine Grenze. Deswegen wurde vermutlich im Barock eine fünfte Saite hinzugefügt und dann eine sechste. Und damit haben wir das Problem mit der Kombination dritter und vierter Finger an einem Bund als Standardgriff. Warum kam man nicht aus der anatomische Kalamität, die man sich durch die zwei weiteren Saiten eingebrockt hatte?

Durch ein Denkfehler dachte ich, wenn man die Gitarre eine kleine Terz höher als die Renaissancelaute stimmen würde, dann wäre C-Dur einfacher zu spielen und ein paar B-Tonarten wären deutlich einfacher zu spielen. Also es entstünde eine Situation wie bei anderen Instrumenten würde entstehen, dass die Zahl der Vorzeichen ein Gradmesser der motorischen Grundschwierigkeit ist.

Doch als ich diesen Gedanken überprüfte, stellte ich fest, dass dies ein Irrtum war. Ich verschob die Standardstimmung auf verschiedene Töne und stellt aber immer fest, es wird dadurch nicht einfacher. Man gewinnt dadurch nichts.

Aber die Laute hatte ja ihre Stimmung von der Renaissance zum Barock massiv geändert. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele leere Saiten Barocklautenstücke in der Originalstimmung haben und wie sehr man sich die Finger verrenken muss, wenn man die Stücke auf der heutigen Gitarre spielen will.

Also probierte ich aus, wie die Standardakkorde auf einer Barocklaute zu greifen wären. Es stellte sich dabei heraus, weil die sechste Saite eine A-Saite ist, man eigentlich eine siebte Saite bräuchte, weil eine A-Saite nicht tief genug ist.

Es gibt eine siebte Saite bei der Barocklaute. Bekanntlicher weise gibt es noch viel mehr tiefe Saiten. Aber dass die tiefen Saiten in einer Tonleiter gestimmt sind, hilft nicht, sondern verschärfen das Problem. Wenn man Akkorde mit Schlagen spielen will, dann hat man mit der Barocklautenstimmung, insbesondere der Basssaiten, noch mehr Probleme als mit der Standardgitarrenstimmung.

Aber die Gitarre wurde und wird nun mal sehr gerne zum Akkorde schlagen verwendet. Soll heißen, man schlägt immer einen Block von Saiten an und kann in diesem Block keine einzelne Saite auslassen. Das müsste man bei einer Barocklautenstimmung. Hinzu kommt, dass bei manchen Akkorden musiktheoretisch gesehen ganz eigenartige Tonverdopplungen zustande kommen. Die Zahl der Akkorde, für die man vier Finger braucht, steigt auch an.

Vielleicht gibt es eine Gitarrenstimmung, mit der es ein simples C-Dur möglich wäre und die Nachbartonarten auch einfacher wären. Aber diese herauszufinden ist nicht einfach. Das Problem ist, die Konsequenzen einer Stimmungsänderung wirklich hervor sehen zu können. Die Frage ist, kann man herausfinden, ob es wirklich eine bessere Lösung gibt.

In anderen Worten: “Lieber Gitarrenspielerfinder, wenn wir uns treffen, in dieser Frage wird es keine Vorwürfe von mir geben.”

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 26. November 2021 um 08:59 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben, Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Instrumente abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .