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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Inverse und direkte Kinematik – Robotik für die linke Hand – Teil 9

Dieser Artikel wird eine Art Conclusio der letzten acht Artikel.

Bewegungsbeschreibung für die linke Hand setzt sich aus drei Dingen zusammen.

  • Anfangszustand
  • Endzustand
  • Übergang zwischen Anfangszustand und Endzustand (Die Bewegung)

Aus dem von mir wahrgenommen Unterricht kenne ich es so, dass meist fast nur der Endzustand einer Bewegung kommuniziert wird und Versuche zu erklären, wie man diesen Endzustand erreicht. Dabei wurde sehr selten eine eindeutig zu befolgende Mechanik beschrieben, sondern zu erfüllende Randbedingungen.

Mit Randbedingung meine ich, solche Vorgaben wie:

  • Hand ruhig, weiter unten, mehr schräg.
  • Finger flacher, gestreckter, abgespreizter

Und hatte ich eine neu gestellte Randbedingung erfüllt, ging eine andere Randbedingung verloren. Letztendlich bedeutete Üben, zu schaffen, dass alle Randbedingungen erfüllt waren. Letztendlich musste ich trotz aller Angaben herausfinden, was ich machen muss.

Wobei ich mich weniger, um Gelenkstellungen und anderes gekümmert habe. Es hat halt irgendwann gepasst.

Irgendwann kam mir schon während meines Studiums zum ersten Mal die Idee, meine linke Hand geometrisch aufzudrösseln.

  • Wie steht die Grundgelenkslinie zum Griffbrett?
  • Muss ich die Finger (ab)spreizen oder zusammenziehen?
  • Was für Finger werden gestreckt, welche eingerollt?

Als Beispiel für diese Art von Analyse ist der Artikel “Griffwechsel Bewegungsanalyse” Ich fand diese Sichtweise eine ungeheure Erleichterung. Denn ich konnte aus einem Anfangs- und Endzustand konkrete Bewegungen herleiten. In diesem Fall das (Ab)spreizen der Finger und ihr Strecken und Beugen. Das Ausrichten der Grundgelenkslinie zum Griffbrett war aber immer noch Trail and Error.

Wenn bei einem Griffwechsel kein Finger auf dem Griffbrett bleibt, ist das auch nicht so schlimm. Sobald ein oder mehr Finger auf dem Griffbrett bleibt, gab es wieder das befremdliche Herumprobieren, bis die Bewegung passte.

Als mir Blender in die Hände fiel und lernte Bewegungsänderungen über Winkeländerungen bzw. Rotation (Unterarm und Oberarm) zu beschreiben hörte dieses Herumprobieren auch auf. Ich versuche seitdem herauszufinden, wie haben sich Winkel und Rotation zwischen Ausgangs- und Endstellung geändert und versuche diese Änderungen einzuüben.

Langer Rede kurzer Sinn, kennt man Ausgangs- und Endstellung in der linken Hand und stellt die Winkelveränderung der einzelnen Gelenke und Rotationsänderungen von Ober- und Unterarm fest, ist dadurch eine eindeutige für jeden nachvollziehbare Bewegungsbeschreibung möglich. Das ist für die Vermittlung von Bewegungen eine deutliche Erleichterung.

Aber hiermit ist auch dem*r Schüler*In möglich, die für sie richtige Bewegung herauszufinden ohne zu Trail and Error greifen zu müssen. (Tun sie aber extrem ungern, weil Trail und Error geistig nicht so anstrengend ist.)

Kraftökonomie

Durch diese Art der Bewegungsanalyse wird – insbesondere bei geschlossenen Ketten – als Nebenprodukt klar, dass auch festgestellt werden muss, was für ein Gelenk wie agiert. Also was für ein Gelenk wie aktiv geändert wird, was für ein Gelenk sich passiv verändert. Also wo wird die Kraft aufgebracht, wo folgt man der Kraft.

Bei den bisherigen Bewegungsbeschreibungen kann es passieren, dass zwei Gelenke dasselbe wollen, aber sich dadurch behindern, weil die Kräfte zueinander nicht austariert sind. Das eine Gelenk zerrt am anderen und das andere sträubt sich gegen diesen “Übergriff”.

Indem klar ist, wer die Kraft ausübt, werden diese Abstimmungsprozesse geringer. Damit werden die Bewegungen müheloser und leichtgängiger.

Übestrategie

Eigentlich habe ich die grundsätzliche Vorgehensweise schon in den vorherigen Artikeln beschrieben.

  • Änderungen feststellen
  • daraus resultierende Einzelbewegungen üben
  • Einzelbewegungen schrittweise kombinieren

Beim Kombinieren der Einzelbewegungen ist zu beobachten, dass ab einer bestimmten Menge von zusammengefassten Einzelbewegungen eine willentliche Ausführung der Bewegung nicht mehr möglich ist, denn dann entsteht ein Art geistiger und wirklicher Bewegungskrampf.

Es ist eher so, dass man die Veränderungen in den Gelenken wesentlich bewusster erlebt. Man versucht die Bewegung und beobachtet, ob sich die Veränderungen einstellen.

Grundsätzlich ist wichtig, dass die Schritte Analyse, Einzelbewegungen üben und verketten mehrmals über einen bestimmten Zeitraum immer wieder gemacht werden.

Und was ist mit der rechten Hand?

Hilft diese Art der Bewegungsbetrachtung auch der rechten Hand? Wenn es darum geht, einzelne Fingerbewegungen oder Stellungswechsel der rechten Hand, dann ja. Aber dieses Bewegungsrepertoire ist doch eher begrenzt und überschaubar. Aber das Hauptproblem der rechten Hand ist weniger, wie benutze ich die Finger, sondern wie bekomme ich es hin, dass das Timing der Fingerbewegungen zueinander stimmt. Und da hilft diese Betrachtungsweise gar nichts.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 20. Mai 2022 um 08:54 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .