Parametervariation (Teil 2)
Setzen Sie sich bitte auf das nächste Fahrrad und versuchen mal 120-mal pro Minute zu treten.
Sie sind wieder zurück und fragen mich jetzt garantiert, und das soll toll sein, was soll das helfen?
Ich antworte mit diesem Link http://www.rsc-rot-gold.de/userfiles/trittfrequenz.pdf . Oder aus http://www.radreise-wiki.de/Trittfrequenz
Eine hohe Trittfrequenz sorgt für weniger Tretkraft, eine Belastung der Muskeln in Ausdauerbereichen, eine erhöhte Anstrengung für das Herz-Kreislauf-System, einer Schonung der Gelenke.
Oder was auch ganz aufschlussreich ist: http://www.welt.de/print-wams/article130241.
Und dann erzähle ich ihnen noch, dass es mit Klickpedalen und entsprechenden Schuhen einfacher wäre. Dafür müssten Sie aber circa 200 Euro ausgeben.
Falls Sie mir noch etwas Vertrauen entgegenbringen und diese Anschaffung tätigen würden, würden Sie mich vermutlich zum Scharlatan erklären, denn ihre Füße würden zwar nicht mehr den Kontakt zum Pedal verlieren, aber Sie würden sich immer noch wie ein koordinativer Halbaffe fühlen, der Kreislauf ginge in die Höhe, die Atemfrequenz steigt. Letztendlich ihr körperliches Wohlbefinden wäre kein Wohlbefinden und Sie kämen vermutlich zum Urteil, dass ist halt nur etwas für trainierte Sportler.
Und damit sind sie in der Lage, in der sich Schüler befinden, wenn wir von ihnen das sogenannte Richtige, aber eigentlich Funktionale verlangen und ihnen vermutlich auf ähnliche Art und Weise auch präsentieren.
Vergessen Sie einfach alles und wir probieren jetzt folgendes aus. Messen Sie ihre Trittfrequenz bei einem bestimmten Tempo. Nehmen Sie die Methode ähnlich zum Pulsmessen. Dann versuchen sie mit der halben Trittfrequenz das gleiche Tempo zu fahren. Jetzt versuchen sie mit 10 Umdrehungen mehr als die gemessene Trittfrequenz zu fahren. Dann vielleicht 15 Umdrehungen mehr. Wichtig dabei ist, das Tempo muss bei allen Versuchen das gleiche sein. Was meinen ihre Oberschenkel dazu. Könnte vielleicht doch nicht etwas an der Idee der hohen Trittfrequenz sein?
Aber was hat das alles mit Gitarrenunterricht bzw. Instrumentalunterricht zu tun? Hier spiegelt sich ein Prozess oder Problem wieder, wie es uns im Unterricht auch begegnet.
Ein Prozess der im biomechanischen Sinne durchaus funktional ist, soll durch einen anderen Prozess, der auch funktional ist, vielleicht sogar funktionaler ist, ersetzt werden.
Der zu ersetzende Prozess ist unterbewusst entstanden und gelernt worden. Der ersetzende Prozess muss erlernt werden, ist häufig an Vorbedingungen geknüpft und erschließt sich nicht unbedingt sofort auf der sinnlichen Ebene, sondern ist häufig höchstens auf einer theoretischen Ebene sinnfällig.
Ich will deswegen die Begriffe Funktionalität erster Ordnung und Funktionalität zweiter Ordnung einführen.
Funktionalität erster Ordnung sind Bewegungsabläufe die unterbewusst entstanden sind und für den Spieler bzw. Schüler ein Art Anstrengungsminimum zur Lösung seiner musikalischen Aufgabe darstellt.
Funktionalität zweiter Ordnung sind Bewegungsabläufe, die bewusst erworben worden sind und eine bessere Lösung einer musikalischen Aufgabe ermöglichen. Damit diese Verbesserung sinnlich wahrgenommen werden kann, müssen diese Bewegungsabläufe beherrscht werden und sind unter Umständen an koordinative Vorbedingungen geknüpft. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, wirken Bewegungsversuche im Sinne der Funktionalität auf den Ausführenden eher als Erschwernis und kontraproduktiv.
Fortsetzung folgt
Der Beitrag wurde am Freitag, den 15. Oktober 2010 um 08:59 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .