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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Skype, Zoom und Konsorten – Audioqualitätsvergleich

Vor einigen Tagen hatte ich mit einem Schüler, der einen Zoom H2n besitzt, via Skype experimentiert. Wir beide hatten Kopfhörer auf.

Der Qualitätssprung von Laptopmikro zu unseren beiden Zoomgeräten (H2n und H6) war marginal.

Es gab aber einen deutlichen Sprung als wir Studiogate verwendeten.

Damit war die Frage im Raum, was hilft mehr? Das Videokonferenztool oder gutes Audioequipment zu verwenden?

Dann stieß ich bei Youtube auf ein Video eines Klavierlehrers, der Schülery empfahl sich ein Audioequipment für ca. 200 Euro zu kaufen. Er äußerte sich über Skype sehr zufrieden.

Er arbeitet mit Skype seit fünf Jahren.

Diese Zufriedenheit konnte ich aus meiner Erfahrung nicht verstehen.

Es entspann sich eine Diskussion daraus, wegen der ich ausprobierte, wie Klaviermusik von den verschiedenen Videokonferenztools übertragen wird.

Neugierig geworden, übertrug ich auch aus meiner DAW eine MIDI Datei, die meine Samplelibary nutze. Klavier, Flöte, Cello und Cembalo.

Das Setting war, ich spielte einen Klaviermusikschnipsel bzw. die gerenderte MIDI-Datei in Reaper ab. Mit Voicemeeter Banana schlief ich diesen Output in die Videochattools ein.

Mein kleines Notebook spielte den Empfänger und ich schnitt dort mit Voicemeeter das Ergebnis mit.

Ein paar Tage später fragte ich mich, wie ist es mit Gitarre?

Weil es fällt schon ein wenig auf, dass die Klaviermusik, die professionell aufgenommen wurde, gerade am meisten leiden musste.

Die anderen Programme übertrugen aber wie gewohnt.

Beteiligte Programme

  • Skype
  • Zoom
  • meet.jitsi
  • AppRTC
  • Linphon
  • Studiogate (Das ist kein Videochattool. Sondern ein VST-Plugin für DAW, um verlustfrei via VoIP einen Mix über das Internet zu übertragen.
  • Jamkazm

Die Kamerafunktion war auf beiden Seiten in den Videokonferenzanwendungen abgeschaltet. Weil sonst mein Uploadkanal in die Knie gezwungen worden wäre. Auf der Empfängerseite war das Mikro stumm geschaltet. Das hilft dem Ergebnis sehr häufig. (Kuriose Randbeobachtung, die Mikros waren schon stumm gestellt. Aber es ist wichtig, dass man den Knopf im Videokonferenzsystem drückt.)

Es gab zwei Arten von Störungen:

  • Verzerrungen
  • Knacken, vermutlich von Dropouts. Von Dropouts spricht man, wenn ein Teil der Information nicht übertragen wird. Das macht sich hauptsächlich durch Knacken bemerkbar. Ab und zu wird der nachfolgende Abschnitt beschleunigt abgespielt.
    Das merkt man besonders gut, bei der gerenderten Mididatei. Dort werden mechanisch Viertel abgespielt.

Ich hatte den Eindruck, dass die Einstellungen, die “hohe” Audioqualität erzeugen sollten, zum Knacksen neigten, weil durch den höheren Bandbreitenverbrauch nicht alle Daten ankamen. So zumindest meine spekulative Laienerklärung

Ich habe vor der Diskussion mit dem Klavierlehrer ähnliche Tests gemacht. Dazu habe ich aber als Gegenstelle mein Handy verwendet. Dort waren die Unterschiede nicht so gravierend.

(Nachtrag: Ich habe diese Seite auf meinem Handy im Browser aufgemacht und mir dort die Beispiele angehört. Kaum wahrnehmbare Unterschiede. Dann habe ich die Beispiele auf mein Android-Handy in die Apps der verschiedenen Anbieter übertragen. Bei den Handyapps scheint ein anderes Audiosignal anzukommen als bei einem Rechner.)

Hätte ich diesen Test schon am Anfang der Coronazeit gemacht, ich hätte vermutlich Zoom oder Linphon gewählt.

Die Orginaldateien

Bei der nächsten Datei wird klar, wie viel eine akustisch guter Raum und die Mikrophonierung reinspielt. Es gibt bei jedem Instrument eine Diskrepanz zwischen dem, was man selbst hört und wie sich die Aufnahme anhört. Die ist von Instrument zu Instrument unterschiedlich.

Das sollte man im Kopf behalten, wenn man sich wundert, wie hört sich die Gegenseite an.

 

Skype ohne Mikophonausgleich

Skype Bildschirm und Audio teilen

Das Problem ist aber, dass man, wenn man in Skype den Audioton teilt auch den Bildschirm teilen muss. Man sieht den Spielenden nicht.

Skype mit Mikrophonausgleich

 

Zoom Computeraudio eingeschaltet (Mono)

Zoom Computeraudio eingeschaltet (Stereo)

Man kann bei Zoom sogar Stereo übertragen. Die Option muss erst im Webacount freigeschaltet werden und dann in der App selber.

Zoom Standardeinstellungen

Zoom Eingriffsoptionen auf schwächste Stufen eingestellt

Oder was ich als  schwächste Stufe gehalten habe.

Doozzoo

Meet.jitsi Standardeistellungen

Meet.jitsi optimierte Audioeinstellungen 1

An die URL des Raumes habe ich diese Kürzel gehängt:#config.disableHPF=true
&config.disableAGC=true
&disableNS=true
&config.disableAEC=true
&config.disableAP=true
&config.stereo=true

Diese Einstellungen habe ich aus dem Netz gefischt. Leider erschließt und erschloss sich mir die Bedeutung nur teilweise.

Hier kann man nachsehen, was es so gibt:

https://github.com/jitsi/jitsi-meet/blob/master/config.js#L500-L521

Aber leider ist nicht überall erklärt, was die Dinge bedeuten.Die Audiotags scheinen so gemeint zu sein:

  • // Disables all audio processing
    let disableAP = false;
  • // Disables Acoustic Echo Cancellation
    let disableAEC = false;
  • // Disables Noise Suppression
    let disableNS = false;
  • // Disables Automatic Gain Control
    let disableAGC = false;
  • // Disables Highpass Filter
  • let disableHPF = false;

Quelle: https://github.com/jitsi/lib-jitsi-meet/blob/master/modules/RTC/RTCUtils.js#L77-L90

Meet.jitsi optimierte Audioeinstellungen 2

An die URL des Raumes habe ich diese Kürzel gehängt:#config.p2p.enabled=false
&config.disableAP=true
&config.disableAEC=true
&config.disableNS=true
&config.disableAGC=true
&config.disableHPF=true
&config.stereo=true

Diese Werte habe ich aus dem Netz durch Copy-and-Paste gefischt.

AppRTC mit Standardeinstellungen

AppRTC mit Opus und 128 kbit/sec

AppRTC mit Opus und 320 kbit/sec

 

Linphon mit Opus und 128 kbit/sec

Linphon hat den großen Vorteil man kann den Audio und Videocodec bestimmen. Dabei kann man auch noch die genutzte Bandbreite von Audio und Video bestimmen. Leider nicht mehr während der Sitzung. Nachteil für den Unterricht kein Screen- und Filesharing.

Linphon mit Opus und 320 kbit/sec

Mit Linphon kann man gut feststellen, wie die höhere Bandbreite für die höhere Audioqualität diese wieder sabotiert, weil man die Bandbreite fast stufenlos einstellen kann.

Jamkazam

Dort musste ich das Setting ändern, weil Jamkazam Voicemeeter nicht als Audiotreiber akzeptierte. Also musste ich beim “Senderechner” den Asiotreiber meines Zoom H6 verwenden.

Jamkazam hat bei meinem Gitarrenversuch dann so rumgezickt, sodass ich es gelassen habe.

Studiogate mit Flac

Interessant war, als ich es ein paar Stunden mit dem MIDI-File später probierte, überhaupt keine Verbindung zustande kam. Als dann doch war das Knacksen ziemlich stark. Das Knacksen konnte ich nur die Buffereinstellung mindern. Soll heißen die Netzlast oder Belastung der Signalingserver spielt auch mit rein.

Studiogate mit Vorbis

Aber es sei die Frage hinzugefügt, wie aussagekräftig ist das Alles.

Jedem muss klar sein, dass die Videochattools ein ideales Signal bekommen haben. Nirgendwo war ein Lautsprecher, nirgendwo ein Mikrophon. Also keine Signale, die die Akustikverbesserungsmechanismen hätte anspringen lassen.

Das hier ist also für die Instrumente, die man einstöpseln kann und sich nicht über die Luft übertragen, vermutlich ziemlich nahe an der Wahrheit. Aber die unideale Situation akustisches Instrument ohne Kopfhörer auf beiden Seiten auszuprobieren und zu dokumentieren wäre zu viel Aufwand für mich.

Ich hatte während dieser Experimente ein lustiges Erlebnis. Das Mikro des Schülerlaptops ging kaputt. Der Schüler wechselte den Laptop während der Stunde. Das Audiosignal war plötzlich wesentlich besser.

 
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Der Beitrag wurde am Freitag, den 17. April 2020 um 08:04 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Corona, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Krimskrams, praktisch, Recording, Software abgelegt. | Es gibt 3 Kommentare