Rhythmische Erlebnisse – Teil 2
Bei anderen Schülern ließ ich die Trommelsounds als Metronom statt der modernen Piepmetronome mitlaufen. Mir fiel ziemlich schnell auf, dass viele Schüler, nicht alle, nach einiger Zeit konzentrierter bzw. fokussierter wirkten als bei Piep, Piep, Piep.
Ich befragte diese Schüler dazu. Sie sagten Piep würde nervös machen, das Bumm der Trommeln beruhigen. Manche wünschen die Trommeln sogar ausdrücklich.
Ich verfiel dann auf ein weiteres Experiment. Da ich die entsprechende Software hatte, konnte ich Folgendendes gestalten. Erst ein dichtes Sechzehntelgeflecht, was sich nach einer bestimmten Zeit dann auf durchgehende Achtel, dann Viertel, Halbe, ganze Takte und zwei ganze Takte umstellte.
Die Frage war, würde ich es schaffen mit einem Schlag, der jeweils nur jeden zweiten Takt erfolgt, synchron spielen können. Ja es ging und es ging erstaunlich gut.
Dabei bemerkte ich aber auch Reaktionen meines Körpers. Der Körper bildete ein wiederkehrendes Bewegungsmuster zu den Trommeln aus. Dieses Bewegungsmuster blieb bestehen, wenn das Metronomnetz weitmaschiger wurde. Letztendlich wurde mir dieses Bewegungsmuster zum Metronomersatz.
Dabei fiel mir auf, je weniger Informationen mir das Metronom gab, desto bewusster oder ausgeprägter wurde das Bewegungsmuster.
Ich probierte das auch mit Schülern aus. Erstaunlich viele kamen extrem gut klar, andere aber auch ziemlich schlecht. Denen, die ziemlich schlecht klarkamen, war eines gemeinsam, es vermittelte sich durch ihre Körpersprache mir nichts, dass ihr Körper unterbewusst mit den Trommeln interagieren würde, bzw. wenn Informationen wegfielen, sie nicht einen Ersatz aus sich selbst heraus schufen.
Dies ist kein Vorwurf an die Schüler. Aber macht auf etwas Interessantes aufmerksam, wer sich keine Steuerung aus sich selbst aufbaut, ist ohne externe Steuerung verloren.
Als ich mal wieder in dem TaKeTiNa – Explorer rumbastelte, ergab sich, dass eine Zeit lang eine Basstrommel mit BMP = 20 mitlief, ohne dass ich etwas tat, außer mal wie so oft über die komplizierte Bedienung der Software nachzudenken.
Irgendwann spürte ich in mir immer einen Impuls zwischen den zwei Basstrommelschlägen. Darauf hin versuchte ich diesen in mir entstanden Puls zu unterteilen, dann diesen. Wichtig ist zu sagen, dass die Wertigkeit der Pulse nicht gleich war, sondern dass ich letztendlich das Betonungsmuster der Achtel in einem 4/4-Takt empfand.
Mit diesem Puls spielte ich das nächste Stück und fand, dass es dadurch einen sehr frei schwingenden Fluss bekam.
Aus irgendeinem Grund kam mir folgende Idee.
Es gibt ja die Hilfestellung, dass man sich vor dem Start des Spielens, den Stückanfang vorstellt. Nähere Ausführungen kenne ich nicht dazu, ich habe auch nie sonderlich darüber nachgedacht.
Aber man kann diesen Vorgang variieren.
1. Man stellt sich das Stück vor und entwickelt daraus das Gefühl des Grundschlages.
2. Man stellt und empfindet den Grundschlag als Erstes, fängt dann an die kleineren Notenwerte zu empfinden, bis man beim kleinsten Notenwert angekommen ist. Auf dieser Basis stellt man sich den Stückanfang vor.
Ergebnis, bei Version 2 schwingt das Spiel des Stückes freier.
Ich habe das mit einigen Schülern probiert. Gleiches Ergebnis. Besonders schön ist diese Vorgehensweise bei Zerlegungsstücken.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 4. Mai 2012 um 08:15 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Lernen, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .