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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Ich will einen neuen Lehrer für mein Kind

Sonderbarerweise hatte ich jetzt zwei dieser Anfragen im letzten halben Jahr, die ich in den letzten dreißig Jahren nicht hatte. Väter riefen mich an, sie würden einen neuen Lehrer für ihr Kind suchen, weil sie wären nicht so zufrieden mit den Unterrichtsergebnissen.

Wie üblich setzte ich mich mit den Kindern zusammen und hatte jedes Mal eine sehr sonderbare Gesprächssituation, die ich bei solchen Kennenlern-Gesprächssituationen nicht kenne. Ich würde von einer Art Kommunikationslähmung sprechen. Das klingt drastischer als es ist. Es gibt extrem schüchterne Kinder, aber sie bemühen sich um Kommunikation. Diese Kinder haben die Kommunikation hingenommen und waren sehr einsilbig. Für mein Empfinden herrschte eine Art Teilnahmslosigkeit gegenüber der Situation.

Bei Kindern, die eine*n neue*n Lehrer*In suchen, weil der*ie Lehrer*In nicht mehr unterrichten kann oder das Kind unzufrieden ist, stellen sich diese Gespräche anders dar. Dort versuchen auch die schüchternen Kinder mir zu antworten, und ziehen sich nicht auf ein „Ich weiß nicht.“ oder Schweigen zurück.

Ich habe mir versucht zu erklären, wodurch dieser Unterschied zustande kommt.

Unabänderlichkeit

Wenn der*i Lehrer*In wegzieht, dann muss man wohl oder übel mit jemanden Neuem klarkommen. Es gibt keine Wahl zwischen dem Gewohnten oder Neuem. Es gibt nur das Neue und das soll gut sein. Dem*r Schüler*In liegt etwas daran, wer ist der*i Neue?

Das Empfinden der eigenen Situation

Einerseits schätzen Kinder ihre Fähigkeiten schon richtig ein, bezüglich der Maßstäbe, die in ihrem Unterricht angelegt werden. Aber ob die angelegten Maßstäbe, eher zu niedrig oder zu hoch sind, dafür haben dem Anschein nach Kinder kein Gefühl. Ob die Unterrichtssituation normal ist, scheinen sie auch nicht einschätzen zu können.

Was meine ich damit? In beiden Fällen dachte ich mir, nachdem mir die Kinder vorgespielt hatten: „So wie Du spielst, kann Dir das keine Freude bereiten.“

Ein Kind von den zwei Fällen, teilte mir mit, dass ihm nur ein Stück in den zwei Jahren Unterricht gefallen hätte. Da frage ich mich, warum wirfst Du deinem Lehrer und deinen Eltern nicht die Gitarre vor die Füße? Warum machst Du da keinen Aufstand?

Das andere Kind wusste keine Antwort auf den Fragenkomplex, ob ihm gefallen würde, wie es spielt und ob Kinder besser spielen könnten?

Wenn meine These stimmt, dass Kinder nicht unbedingt wissen, dass es für sie Grund zur Unzufriedenheit gibt, wie muss es ihnen dann vorkommen, wenn die Eltern sagen, wir glauben du brauchst eine neue Lehrkraft.

Die Kritik durch die Hintertür

Manche*r wird vielleicht gezuckt haben, als ich schrieb:

„Das andere Kind wusste keine Antwort auf die Frage, ob ihm gefallen würde, wie es spielt und ob Kinder besser spielen könnten?“

und dachte sich, dies fasst doch ein Kind als gnadenlose Kritik auf. Ich hoffe, dass dies aus der Situation nicht so begriffen wurde, aber ich verstehe den Gedanken. Denn, wenn die Eltern sagen, wir glauben, du brauchst eine neue Lehrkraft, sagen sie dem Kind auch, wir sind unzufrieden mit den Ergebnissen. Ich nehme an, viele Kinder machen daraus, meine Eltern sind unzufrieden mit mir.

Also aus der Sicht des Kindes, ist die Situation nicht toll, nicht schlecht, sie ist halt einfach und da kommen plötzlich die Eltern und sind unzufrieden. Dann sitzt man plötzlich vor jemanden, der etwas anderes will, als der*ie bisherige Lehrer*In. Was soll das überhaupt? Warum soll ich mit dem*er überhaupt reden?

Die Konsequenzen

Was tut man gegen diese Situation? Im Nachhinein frage ich mich, wie läuft so eine Situation in den Familien ab. Ich habe keine Ahnung. Aber wenn man das einem Kind ähnlich einem Arzttermin ankündigt, dann dürfte das eher kontraproduktiv sein.

Bei der nächsten Anfrage werde ich die Eltern darauf hinweisen, dass sie versuchen dem Kind die Beweggründe zu erklären. Wichtig dabei, dass die Eltern eingestehen, dass sie sich nicht sicher in der Bewertung der Situation sind und das Kind helfen kann, Klarheit in die Situation zu bekommen.

Weiter sollten den Kindern gesagt werden, dass man nicht ihnen misstraut, sondern der Lehrkraft bzw. der Kombination Lehrkraft und Schüler*In.

Von meiner Seite? Den Kindern sagen, dass ich annehme, dass die Situation für sie unangenehm ist und dass meiner Erfahrung nach die Kinder mit Rückzug reagieren. Bei dieser Situation gäbe es ein Problem, sie haben in der Hand, was für sie rauskommt. Habe ich wenig zu kritisieren, ist das Ergebnis für die Eltern, die bisherige Lehrkraft ist in Ordnung. Habe ich viel zu bemängeln, dann gebe ich den Eltern in ihrer Besorgnis recht. Das gilt auch für das Gespräch zwischen mir und dem Kind. Kommt auf fachliche Fragen, immer ein “Weiß-ich-nicht”, denken sich die Eltern, das Kind hätte bei der bisherigen Lehrkraft wenig gelernt.

Kurz gesagt, Du kannst deine alte Lehrkraft verteidigen, wenn es Dir wichtig ist, indem Du dein Bestes gibt.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 22. Juli 2022 um 13:06 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Kinder abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .