https://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/themes/GitarreFrankfurt/image/Logo-6a.png

Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Gehörbildungstipp 6 – Nur als allerletztes in die Lösung schauen

Jetzt komme ich zu einem der Hauptgründe, warum ich Soundfonts so gut für die Gehörbildung finde.

In dem Heft Getting Started With Aural – Trinity Step-by-step Series heißt es:

„Denke dir eine Melodie im Kopf aus. Verwende einen Fünf-Ton-Raum. Schreibe die Melodie auf. Spiele sie dir vor und vergleiche sie mit deiner Vorstellung. Lasse deinen Lehrer die Melodie spielen. Klingt es wie in deinem Kopf und wie bei dir?“

In diesem Hinweis sind zwei Gedanken, die ich für das Gehörbildungstraining sehr hilfreich finde.

Im Gehörbildungsunterricht sah es bei mir so aus, man notierte oder sagte sein Ergebnis und man erfuhr, ob man richtig lag oder nicht. Im Gehörbildungslabor schaute man nach, ob die Antwort stimmte.

Warum eigentlich? Man könnte doch erst versuchen, seine Antwort zu spielen und mit dem Gespielten vergleichen. (Das war in den oben zwei genannten Settings nicht möglich.)

Da können aber mehrere Probleme praktischer Art auftreten. Singe oder spiele ich richtig nach oder falsch? Bzw. merke ich, ob ich falsch spiele, weil ich muss mich auf das Spielen konzentrieren. Kann ich das Gehörte nachspielen. Ich spiele z.B. kein Klavier. Beim Nachspielen eines mehrstimmigen Beispiels auf dem Klavier hätte ich mir einen abgestöpselt, aber auch auf der Gitarre. Wenn das Nachspielen technisch überhaupt möglich gewesen wäre.

Also lautet der Alternativvorschlag, schreibe das Gehörte in ein Notensatzprogramm und verwende den Klang des Vorgespielten. Mache das so lange, bis Du Dir sehr todsicher bist, es klingt wie die Aufgabe. Das ergibt plötzlich viel mehr Gelegenheiten, das Hören zu trainieren.

Wenn man gleich nach der Lösung schaut, weiß man, ich höre das nicht. Versucht man aber erst das Gehörte nachzugestalten, dann merkt man, man hat etwas nicht gehört, muss aber auch dann eine Strategie entwickeln, um das falsch Gehörte doch zu hören.

Dabei gibt es ein paar schöne Nebeneffekte. Ich habe vor kurzen eine Geigenmelodie aufgeschrieben. Das Legato des Notensatzprogramms klang so anders als das Beispiel, sodass ich die entsprechenden Noten mit Stacattopunkte versah, um dann zum Stacattisimo zu greifen.

Sollten wir Akkorde bestimmen, wurde nie verlangt, dass wir den Akkord exakt hinschreiben, sondern es interessierte nur, was für eine Art von Akkord es sich handelt und die Umkehrung. Hie und da, da musste der Gehörbildungslehrer sehr motiviert sein, wollte er wissen, was für eine Stufe der Sopranton hatte.

Im Selbstversuch bin ich zum Ergebnis gekommen, ich höre mir einen Klang wesentlich genauer an, wenn ich ihn wortwörtlich nachbauen will.

Die mir bekannten Notensatzprogramme spielen den gerade eingegebenen Ton ab. Capella ist mir in dieser Frage das liebste Programm, weil man muss erst alle Daten für den Ton eingeben, erst dann wird er gespielt. Bei anderen Programmen wird der Zwischenschritt auch abgespielt. Also wenn man in C-Dur ein fis erzeugen will, gibt man f ein und hört das f. Dann erhöht man den Ton und bekommt dann ein fis zu hören.

Je nach Fähigkeit sollte man diese Funktion anlassen, oder abstellen. Abstellen ist natürlich schwieriger, weil man bekommt nicht sofort gesagt, wenn etwas falsch ist.

Über das gerade Geschriebene nachdenkend fällt mir auf, es gibt verschiedene Arten, das Gehörte zu bestimmen.

Eine erspart das Analysieren, die andere erfordert es.

Betrachten wir das am Beispiel der Notensatzprogramme. Wenn ich versuche, das Stück einzugeben, ohne dass das Notensatzprogramm bei der Eingabe mitspielt, dann muss ich mir Gedanken darüber machen und analysieren, habe ich eine Tonleiter gehört oder einen Dreiklang. Erklingt bei der Eingabe der Ton gleich mit, dann muss man nicht analysieren. Der Ton ist falsch oder richtig. Wenn er falsch ist, suche ich mir den richtigen.

Teile diesen Beitrag von Gitarrenunterricht Frankfurt

Der Beitrag wurde am Freitag, den 17. März 2023 um 08:41 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarrenunterricht, Lernen, Musikalität, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .