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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Die Kolonisierung unserer Ohren (Teil 1)

so hieß ein Artikel in der Zeitschrift „Die Zeit“https://www.zeit.de/2021/20/rassismus-klassik-phil-ewell-klassische-musik-europa-usa-deutschland. Ich möchte mich nicht darüber auslassen, ob ich die Behauptungen dieses Artikels als falsch oder richtig empfinde, weil diese Frage vermutlich kaum jemand wirklich fundiert beantworten kann.

Aber mir haben sich einige Fragestellungen aufgedrängt.

Gibt es überhaupt die Musik?

Es gibt ja den Topoi, dass Musik eine weltumgreifende Sprache ist. Bloß wer sich so manche Musik fern ab von Europa anhört, wird ziemlich schnell bemerken, dass ihm vieles fremd ist. Die Instrumente müssten wegen des Tonmaterials umgebaut werden. Usw., usw. Mit unserem Musikverständnis durch die westliche Musik geprägt, sind wir meist eher verständnislos.

In meinem Musikstudium wurde immer betont, dass man mit dem Rüstzeug der Musikwissenschaft bei außereuropäischer Musik nicht sonderlich weit kommt.

„Deswegen verwundert mich, dass in dem Zeitartikel steht: „…kritisiert Ewell die Tatsache, dass die bis heute berühmtesten Komponisten … und dass ihr Werk seit dem 18. Jahrhundert die Basis einer universellen Musiktheorie bildet.“

Die Musiktheorie, die mir begegnet ist, nannte ihre Grenzen. Sie betonte immer ein Handwerkszeug für eine bestimmte Art von Musik zu sein.

Muss ich über den Horizont schauen?

Ein weiteres Zitat aus dem Artikel: “Nicht westliche” Musik findet extrem selten den Weg in ernste Konzertprogramme, allenfalls taucht sie bei sogenannten Weltmusik-Festivals auf.“

Muss ich mich mit außereuropäischer Musik beschäftigen? Beruflich gesehen eigentlich Nein! Wenn mich jemand nach E-Gitarre fragt, bekommt er die Kontaktdaten von KollegInnen.

Als Privatmensch? Musik ist privat und niemand hat mir vorzuschreiben, was ich höre. Aber es wäre schön, wenn es leichter wäre mit außereuropäischer Musik in Kontakt zu kommen. Und das nicht nur im Konzert, sondern auch erlernbar.

Bloß ob es sinnvoll ist, dass man verschiedene Musiken in ein Konzert steckt, sei dahin gestellt. Wenn jemand Volksmusik hören will, wird er vom Angebot Stockhausen im „Musikantenstadl“ selten begeistert sein und diese Veranstaltung sogar meiden.

Immer noch die Wertfrage

In den Kommentaren unter dem Artikel, versucht doch eine nicht unerhebliche Anzahl von Kommentator:Innen zu belegen, dass die westliche Musik eine Art Vorrangstellung unter den Musiken hätte. Besser, komplexer.

Dies fand ich sonderbar, aber bemerkenswert. Ich habe mich vor Kurzem mit der Geschichte des Rassismus und folgend mit der Geschichte von Amerika beschäftigt. Dabei las ich immer wieder, dass sobald die Europäer die Andersartigkeit der Kultur der Einheimischen bemerkten, diese Kulturen werteten, schlimmer noch den Wert der Einheimischen in der Skala der Menschen.

Damals waren diese kulturellen Begegnungen von starker Differenz und zum teilweise neu für die Menschheit. Daraus erkläre ich mir diese Art der Fragen und Antworten für die damalige Zeit. Aber dass man heute immer noch in diese Argumentationsmuster einsteigt, obwohl kulturelle Vielfalt nichts Neues ist, verwundert doch.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 4. Juni 2021 um 14:45 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben, Krimskrams, Musiktheorie abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .