Tipps zur Gehörbildung – Eine Art Einleitung
Als ich mich jetzt wieder mit Gehörbildung beschäftigt habe, sind mir viele Dinge aufgefallen, von denen ich damals schon – so glaube ich im Rückblick – gerne gewusst oder gehabt hätte. Ob diese Tipps wirklich helfen oder ich nur erzähle, was hoffentlich anderen Ortes mittlerweile auch erzählt wird, wird sich zeigen.
Mein Verhältnis zur Gehörbildung ist gespannt. Sie hat mir eine Aufnahmeprüfung vermasselt und ich bekam in der Abschlussprüfung eine Eins oder Zwei und bekam folgenden Satz, an den Kopf geworfen: „Wenn Du noch einmal behauptest, Du kannst keine Gehörbildung, dann schmiere ich Dir eine.“ Meine Antwort: „Auch wenn ich mich jetzt um Kopf und Kragen rede, Sie wissen ganz genau, dass ich das Programm im Gehörbildungsprogramm im Hörlabor so oft durchgemacht habe, sodass ich nur ein paar Töne hören muss und ihnen das Beispiel ohne zu hören hinschreiben kann. Und wenn Sie mit diesen Beispielen prüfen, was hochschulbekannt ist, dann ist das doch kein Können.“ Die Reaktion des Prüfers: „Wieso, das reicht doch, wenn Du die Sachen wiedererkennst.“
Ich war nicht der einzige, der sich so durch die Gehörbildung in der Frankfurter MuH geschlagen hat. Im Nachinein würde ich sagen, das hätte anders laufen können. Ich will kein Lamento anfangen, wie viel besser es mir gehen würde. Aber als ich mich wieder mit dem Thema beschäftigte, hat es sich ergeben, dass ich z.B. Abends auf der Couch mir Melodien nur zum Spaß herunter höre. Früher im Gehörbildungsunterricht war das eher Horror.
Das oben erwähnte Gehörbildungslabor war ein Experiment vom hessischen Kulusministerium finanziert. Es standen ca. 10(?) Apple-Computer herum, die mit Finale bestückt waren. Daran hing ein Soundexpander, der für heutige Verhältnisse sehr schlecht die Sounds diverser Instrumente nachbildete und uns leichte gruselte, aber auch faszinierte. Betonungen oder Agogik waren in diesem System nicht möglich. Entsprechend unmusikalisch klang alles.
(Das ganze Labor hat damals 125.000 Mark gekostet. Inflation mitberechnet, ein Arbeitsplatz kostete 10.000 Euro.)
Ich fand das Gehörbildungslabor damals toll, weil man keinen Übepartner suchen musste. Heute würde ich sagen, das System hat das Problem verstärkt, an dem viele von uns in meiner Rückschau litten.
Man konnte im Gehörbildungsunterricht und im Labor weder singen noch nachspielen, denn man hätte die anderen gestört. Also der Fallback, wenn es im Kopf still nicht geht, dann spiele, singe oder klopfe nach, ging nicht.
Sich ein Setting zu schaffen, in dem man das kann, ist wichtig. Im Rückblick würde ich sagen, auch wenn wir gemeinsam geübt haben, wir sind immer zu sehr im Prüfungssetting geblieben. Mache es im Kopf. Wir sind damals selten aus diesem Setting ausgebrochen.
Letztendlich würde ich sagen, wir haben damals einfach stumpfsinnig die Aufgabenstellungen kopiert, und hatten keine eigenen Ideen, wie wir hätten anders üben können. Jetzt habe ich Ideen, vielleicht nutzen diese. Es kann aber uch sein, dass diese Ideen funktionieren, weil in mir 30 Jahre musikalische Erfahrung ins Land gezogen sind.
Auch die Technologie von heute macht vieles möglich. Man kann, wenn man weiß, wie es geht, mit relativ billigem Equipment, was sowieso jeder hat, extrem viel mehr, als damals mit diesen hyperteuren Computerarbeitsplätzen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 3. Februar 2023 um 13:22 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .