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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Was ist Musik wert?

Dass Taylor Swift ihre Stücke bei Spotify zurückziehen will, ist auch nicht an mir vorbeigegangen. Die hauptsächlich darum rankende Diskussion ist, was ist gut für die Künstler, was gut für den Nachwuchs.

In diesen Diskussionen tauchen Zahlen auf, die wahnwitzig wirken. Zehntelcentbeträge pro Play und trotzdem kamen Millionenbeträge in drei Monaten bei Taylor Swift an.

Um ein besseres Gefühl für die Zahlen zu bekommen, habe ich mal rumgerechnet und nachgelesen.

Der erste Fakt, der mich irritiert hat, war die Tatsache, was man bei der Youtubemonetarisierung bekommt. 1000 Klicks sind ein Euro. Das bedeutet, es ist nur einen Euro wert, wenn jemand der mit einem Fünf-Minuten-Clip 1000 Menschen fünf Minuten lang fesseln kann. Jetzt macht man 10 Clips a 6 Minuten und schafft es mit jedem Clip 100 Menschen anzusprechen, dann hat man im wirklichen Leben 100 Leute knapp eine Stunde an seinen Vortrag gefesselt. Wer das schafft, ist ziemlich gut. Dafür einen Euro, dann geht man doch besser in die Fußgängerzone.

In meinem Horizont sind Straßenmusiker die ärmsten Schweine des Business. Das scheint nicht zu stimmen. Youtuber sind viel weiter unten in dieser Nahrungskette.

Aber gehen wir mal weg von den Musikern. Was uns etwas wert ist, zeigt sich darin, was wir bereit sind dafür auszugeben.

Spotiyf gibt auch die durchschnittliche Nutzungsdauer von Spotify pro Tag an. Ca. 140 Minuten. Das Abo kostet 10 Euro. Also die Stunde kostet im Schnitt 0,14 Euro.

Ich kam auf die Idee, das billigste Auto mit dem teuersten zu vergleichen. Irgendein Auto für die Dritte Welt Auto kostet 2000 Euro, das teuerste Auto 2.000.000 Euro. Also der Faktor 1000. Dann müsste das teuerste Musikerlebnis pro Stunde 130 Euro kosten. Sieht man sich unsubventionierte Karten von Spitzenkonzerthäusen an, dann müsste Spotify -um im Autorahmen zu bleiben- seine Preise vervierfachen. Also 40 Euro. Da dürfte schon so mancher zusammenzucken.

Dabei gehe ich aber davon aus, dass Spotify ein gezieltes Produkt für den armen dritten Weltmarkt ist. Setzte ich Spotify dem deutschen Durchschnittsauto gleich, das ca 20.000 Euro kostet, dann müsste Spotify das Vierzigfache verlangen. Nämlich 400 Euro pro Monat.

Aber vielleicht sollte man die Wertdiskussion außen vor lassen. Denn ich habe mich gefragt, wie würde Taylor Swift eigentlich leben, wenn man Musik nicht aufnehmen könnte, sondern nur durch Livekonzerte übermitteln könnte. Wäre sie in der Lage ohne den Multiplikator Musikindustrie von Musik zu leben, oder wäre sie dann nur noch eine ambitionierte Hobbymusikerin, die sich mit ihrer Musik etwas dazu verdient.

Um in diesem Bild zu bleiben, viele in meinen Kreisen beklagen sich über die mangelnde Wertschätzung unserer Arbeit durch unsere Verdienste. Aber wir können sagen, es gibt genügend Menschen, denen wir jede Woche pro Stunde 50 Euro Wert sind. Taylor Swift ist Millionen nur 10 Cent wert. Taylor Swift lebt besser davon, aber interessant ist, zu wie viel Wertschätzung ein einzelner bereit ist.

Vielleicht sollte man auch bei dieser Diskussion etwas anderes im Kopf haben, wenn man die Seite des Künstlers betrachtet. Ich habe mir überlegt, vielleicht wäre es schlau und fairer, wenn man einfach für eine Stunde selbst erfundene Musik einen Fixbetrag erhält, der das Leben ermöglicht.

Gehe ich davon aus, dass jemand durchschnittlich 10 Stunden Musik in seinem Leben komponiert, 70 Jahre davon leben soll und ein Durchschnittsgehalt erhält, der müsste 250.000 Euro für eine Stunde Musik erhalten. Aber in dieser Zahl sind noch gar nicht die Produktionskosten drin.

Je länger ich über den Sachverhalt nachdenke, nehme ich an, dass bei genauerer Nachforschung vermutlich sich herausstellt, dass die Zeiten als die Massenreproduktion von Musik an Tonträger gebunden war, ein goldenes Zeitalter für Musiker war.

Leute wie Regener oder Grönemeyer klagen auch darüber, dass der Nachwuchs bei den jetzigen Bedingungen nicht leben könnte. Persönlich fände ich interessant, ob es heutzutage mehr Nachwuchs gibt als früher. Aber letztendlich müsste es so sein, dass derjenige Musiker, der weniger abgespielt wird, pro Abspielung mehr bekommt als ein Bigname, damit das Hauptargument Nachwuchs wirklich eine bessere Chance hat.

Die Diskussion um die zu zahlende Preise ist stillschweigend eine Gerechtigkeitsdiskussion darüber, ob der Künstler zu viel oder zu wenig Geld bekommt. Ich glaube diese Frage kann man nicht lösen. Aber vielleicht sollte sich jeder überlegen, was ihm Musik wert ist und beachten, dass Menschen Arbeit hineingesteckt haben.

Sollte man z. B. eine Sache wirklich nutzen, wenn die Stunde Nutzung einem nur 10 Cent oder vielleicht nur einen Cent wert ist. Wenn man sich anhört, wie wichtig Menschen Musik ist, wenn sie in emotionalen Kategorien darüber sprechen, dann sind die Preise, die sie dafür zahlen wollen, in meinen Augen etwas eigenartig.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 5. Dezember 2014 um 08:11 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .