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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Ist guter Notensatz möglich?

Mancher der meine letzten Artikel gelesen hat, wird sich fragen, muss ein studierter Musiker nicht wissen wie guter Notensatz funktioniert?

Nein muss er nicht, weil Notensatz kein Thema der Ausbildung ist. Letztendlich befindet sich ein Musiker in einer ähnlichen Situation wie eine französische Schülerin von mir.

Die Schülerin ist Französin, wächst in D auf, hat den deutschen Kindergarten und deutsche Schulen besucht. Sie hat ihr erstes Jahr Französisch in der Schule. Obwohl sie nach eigenem Bekunden mehr Französisch als Deutsch liest, war sie heilfroh, dass sie gerade so ihre Eins bekommen hat.

Die Erklärung, sie kann keine französische Rechtschreibung, weil nie gelernt. Ich hatte den Fall auch schon andersherum. Eine deutsches Kind in Paris aufgewachsen, sprach wunderbar Deutsch, hatte kein Problem beim Lesen. Aber Schreiben, das sah von der Rechtschreibung schlimm aus.

So geht es uns Musikern, obwohl wir täglich Noten sehen, übersehen wir unser ganzes Musikerleben Details, die man aber zu gutem Notensatz braucht.

Andere Dinge sieht man so selten, sodass man, wenn man es wissen muss, eigentlich auch nicht weiß, wie es aussehen muss.

Ein Beispiel. In meinem Schülermaterial kommt vier Mal eine Voltenklammer vor. In meiner von mir gespielten Literatur, wahrscheinlich auch nicht wesentlich öfter.

Die Frage, wann man eine Voltenklammer nach rechts oder links geöffnet schreibt, kann ich nicht beantworten. Hätte ich kein Notensatzprogramm wüsste ich vermutlich gar nicht, dass man diese Frage entscheiden muss.

Nachdem ich jetzt drei Bücher zum Thema Notensatz zu Hause rumliegen habe und manche Noten mit den dort getätigten Aussagen vergleiche, stelle ich fest, entweder ich verstehe das Buch nicht oder der betreffende Notensetzer sind ähnlich ahnungslos wie ich.

Das kommt insbesondere bei nicht traditionellen Verlagen vor. Also im Lauf der letzten 20 -30 Jahren gegründet, eher Schülerliteratur veröffentlichend: Die Noten werden mit Computer gemacht.

Weil man auf der Musikmesse die Leute teilweise kennenlernt…. Das sind Leute wie ich, die sich ein weiteres wirtschaftliches Standbein gesucht haben.

Aber das am kurioste Beispiel in dieser verwirrenden Informationslage ist eine Standardnotationsform bei Gitarrenmusik. Damit teste ich neu erscheinende Notensatzprogramme, ob sie für Gitarre tauglich sind. Diese Notationsform gilt aber eigentlich als verboten.

Man könnte jetzt die Frage stellen, bringt das etwas, so etwas zu wissen. Grundsätzlich ja, weil die Lesbarkeit von Noten erhöht wird. Für mich verblüffend, ist die Veränderung der Lesbarkeit, wenn ich die Dicke der Notenlinien im Verhältnis zur Halsdicke ändere. Chaplik empfiehlt, die Linien sollen gleich dick sein. Die Wirkung ist für meine Augen fulminant. Die wenigsten Satzprogramme sind aber so eingestellt.

Also es gibt einfach Stellen, da denke ich mir, das könnte besser lesbar sein. Aber was ist der Trick?

Ich habe die drei deutschsprachigen Bücher zum Thema Notensatz zu Hause liegen. Wert ca. 250 Euro. Ca. 800 Seiten Information.

Ich komme ziemlich schnell an die Grenze dieser Bücher. Das Notensatzprogramm Lilypond verwendet irgendwo in seiner Dokumentation, das Wort Kollision. Mein oben beschriebenes Voltenklammerproblem kann ich mit diesen Büchern herausfinden. Aber was passiert mit dem rechten Fingersatz der über den Noten steht bei einer Voltenklammer. Kommt der Fingersatz über die Voltenklammer oder unterhalb? Was ist besser für das Auge?

Man kann das ausprobieren. Aber die Proportionen der Abstände sind ein wichtiger Faktor für das Ergebnis.

Auf meinen 800 Seiten Notensatzliteratur, findet sich eigentlich extrem wenig zum Thema Kollisionen. Also was mache ich, wenn sich mehrere Elemente um den Platz „streiten“? Je mehr ich eines guten Tipps bedürftig bin, desto weniger helfen mir die Bücher.

In verschiedenen Artikeln über Notensatz habe ich immer wieder gelesen, dass es durch den Computernotensatz bergab mit dem Notensatz ging.

Ich will und kann das nicht beurteilen. Aber ich glaube, wenn es so ist, dass das weniger das Problem des Computers ist, sondern das der Computer ein Problem das traditionellen Notensatzes offenlegt.

Der traditionelle Notensatz scheint nicht in der Lage zu sein, Anleitungen zum Notensatz geben, die über eine bestimmte Grenze hinausgehen.

Betrachte ich mir den Anspruch von Elaine Goulds Buch eine Art Bibel des Notensatzes zu sein und wie oft mich das Buch schon im Stich gelassen hat, dann ist klar, warum die Programmierer die Software entwickeln, die sie entwickeln.

Aber jetzt zurück zu meiner Arbeit. Also wenn ich in den Büchern keinen Rat finde, dann kann ich mir richtige Noten ansehen.

Die erste verblüffende Erkenntnis bis man mehrere Stellen zu einem Problem gefunden hat, das kann dauern. Und ob man daraus schlau wird, ist die nächste Frage. Schlau in dem Sinne, erkenne ich die Logik dahinter.

Letztendlich komme ich immer mehr zu dem Schluss, auch wenn meine Schüler die Noten vielleicht besser lesen können, der Aufwand und Nutzen steht in keinem vertretbaren Nutzen.

Eine kleine Nachbemerkung.

Wenn sich jetzt mancher wundert, was hat der nur? Ist Notensatz wirklich so konfus? Das könnte auch instrumentenspezifisch begründet sein. Mir ist schon im Studium aufgefallen, das Klaviernoten und Chornoten anders aussahen als unsere Gitarrennoten. Es waren andere Verlage. Wenn ich es rekapituliere kamen die Noten von Klavier, Chor und Orchester aus den großen Traditionsverlagen, Gitarrennoten aus eher unbekannten Verlagen.

Es könnte sein, dass wir klassischen Gitarristen schon wesentlich länger und intensiver einem notensetzerischen Kauderwelsch ausgesetzt sind als die Instrumente, die schon immer ein Teil des klassischen Kanons waren. Bzw. in den Zeiten weit vor dem Computersatz, hat man auch nicht gerade die besten Notensetzer auf unsere Gitarrennoten angesetzt. Ich habe mir vor ein paar Tagen Faksimile von Giulianierstausgaben angesehen. Jeder schlechte Computernotensatz dürfte besser aussehen und ordentlicher sein.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 10. Juni 2016 um 08:35 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Notensatz abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .