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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Ist MuseScore ein ernst zu nehmendes Programm?

Es hat sich vielleicht im Laufe der Artikel angedeutet, dass meine Begeisterung für MuseScore deutlich gesunken ist.

Ich schleife über Jahre mein Unterrichtsmaterial über mehrere Rechnergenerationen in einer PDF-Datei zusammengefasst mit. Ich habe mit diesem Materialsammeln und Texte schreiben für meinen Unterricht schon vor dem Jahrtausendwechsel angefangen.

Kleinere Änderungen, die mir gut zu Gesichte stehen würden, mache ich einfach nicht mehr, weil das eine Riesenwürgerei ist. So wie sich mir die Dinge damals darstellten, war der eleganteste Weg, aus den verschiedenen Programmen, die ich nutze PDF-Dateien zu erstellen und diese mit einem PDF-Drucker zusammenzufügen.

Es sah so aus, als könnte ich vielleicht diese Dateien in einem Office-Programm zusammenführen. Hauptknackpunkt ist dabei, kann man die Noten aus dem Notensatz schnell und leicht in das Office-Programm bekommen, ohne dass die Druckqualität der Noten leidet.

MuseScore schien die Lösung des Problems zu sein.

Also musste ich meine Noten irgendwie in MuseScore importieren. Der Import über MusicXML funktionierte mit den üblichen Kollateralschäden. Aber wenn man eine Datei mit 50 Stücken hat, ist das von Vorteil. Denn dann wird sehr schnell klar, wie komfortable und zuverlässig das Programm arbeitet.

Als Problem stellten sich die Überschriften der Stücke heraus.

Ich habe an meine Überschriften der Stücke die Information gehängt, dass es ein Titel sei. Die Überschriften waren an die Systeme gehängt, welche die Anfänge der Stücke waren.

Danach habe ich alle Zeilen und Seitenumbrüche entfernt. Über das Ergebnis staunte ich nicht schlecht. Viele meiner Überschriften standen am Ende einer Seite und die Noten am Anfang der nächsten Seite.

Das nächste Problem, es gibt ja letzte Zeilen, die nicht richtig voll werden und deswegen ist es schön, wenn der rechte Einzug am Stückende automatisch erstellt wird, sodass die Noten nicht total weit auseinander stehen.

Leider funktioniert das nur mit dem allerletzten Taktstrich der Datei. Bei allen anderen Schlussstrichen der vorigen Stücke müsste ich das händisch machen.

Also ich hätte 20 Überschriften händisch nachpositionieren müssen und noch mehr Einzüge.

Kann man machen, aber was passiert, wenn man ein neues Stück einfügt oder löscht. Dann geht das ganze Theater von vorne los, weil der automatische Umbruch kein brauchbares Ergebnis erzeugt.

Weil mir das im Jahr 2016 bei einem Programm das seit mindestens 2008 entwickelt wird nicht vorstellen konnte, fragte ich im Forum nach, was ich falsch machen würde? Warum MuseScore nicht erkennen würde, dass ein neues Stück anfangen würde.

Entwickler 1 meinte, dies wäre nicht möglich, woher solle MuseScore wissen, wo ein Stück anfängt?

Bei dem Entwickler, weiß ich nicht, wie wichtig er für MuseScore ist. Aber seine Aussage ist vollkommener Unsinn.

Stückanfänge haben im Notensatz bestimmte Merkmale. So etwas muss ein Programm erkennen können. Wäre MuseScore in einer mir vertrauten Programmiersprache geschrieben, könnte ich ich das Problem sogar lösen.

Zu meinem großen Erstaunen widersprach niemand, sondern der Hauptautor des Handbuches von MuseScore erklärte mir, es wäre ganz toll, dass ich selbst bestimmen könnte, wo die Überschriften ständen. Dass in 99,9 Prozent der Fälle aber die Überschrift eines Stückes auf derselben Seite steht wie der Stückanfang und dass man die Grundeinstellung vielleicht so gestalten sollte, dass das Programm dieser Wahrscheinlichkeit folgt, war diesem doch wichtigen Entwickler nicht beizubringen.

Ich könnte da noch so manche Schote erzählen. Aber es ist leider so, wie ich es ziemlich häufig in Opensourceprojekten erlebe.

Es werden Programmfunktionen implementiert, die eigentlich nicht so richtig funktionieren. Irgendjemand findet eine Methode heraus, womit man das Problem umgehen kann, die aber eine Riesenfrickelei ist. Damit gilt aber das Problem als erledigt. Eine Nachbesserung im Sinne von deutlicher höherer Nutzerfreundlichkeit findet deswegen nur selten statt, weil ja neue wichtige Funktionen implementiert werden müssen.

Z. B. bei der portablen Version von MuseScore kann es passieren, dass Bedienfelder bei einem neuen Rechner verschwinden. Man kann das mit ca. 5 bis 10 Minuten beheben. Die MuseScoreentwickler kennen das Problem, finden es aber zu geringfügig als das man das verbessern müsse. Was sagt der Schüler, dem man so etwas in die Hand drückt und das jedes Mal passiert, nachdem sein Stick mit seinem Programm an meinem Rechner hing.

Nutzbarkeit im Alltag scheint viele Opensourceentwickler nicht zu interessieren.

Open Source behauptet ja gerne eine bessere Qualität zu liefern als proprietäre Software. Einzelne Opensourceentwickler behaupten immer wieder, ihre Lösung wäre doch viel besser als die der bösen Softwareriesen.

Woher haben eigentlich all diese OpenSourceentwickler die ganze Freizeit her, um sich um diese Programme zu kümmern. Wenn Sie doch so geniale Ideen haben, müssten sie doch mit Aufträgen zugeschüttet werden, sodass sie keine Zeit haben dürften, sich um so ein Projekt so ausgiebig zu kümmern.

OpenSource ist ja auch immer stolz darauf, was es für tolle Communities es gibt, die einem bei einnem Problem helfen. Stimmt. Aber, wenn man sieht, was für Probleme bei MuseScore behandelt werden verglichen zu Sibelius und Finale, dann ist der Grund für diese Communities die schlechte Qualität und Nutzergestaltung des Programms und nicht weil man irgendwelche ausgetüftelten seltenen Sachen nicht hinbekommt.

Die Situation hat etwas von Aktientipps. Warum müssen Börsengurus ihre Aktientipps verkaufen? Opensourceleute verschenken sogar ihre genialen Ideen.

Bei MuseScore kommt verschärfend hinzu, dass sich meinem Eindruck keiner der wichtigen Beteiligten professionell mit Notensatz beschäftigt. Bei OpenStreetMap z. B. sind Leute dabei, die beruflich Kartografen sind, die Navigationssysteme entwickeln usw. Die sagen dann einfach auch mal, Leute mit so was kann man nicht professionell arbeiten, das kann man Kunden nicht zumuten. Mit diesem Qualitätsstandard kann ich meinem Arbeitgeber oder Kunden leider nur abraten diese Lösung zu verwenden.

Bei MuseScore interessiert das keinen. Man hat eine schönes Freizeithobby. Mehr ist nicht wichtig. MuseScore wird nicht ernsthaft in Verlagen verwendet und glaubt, es wäre ein tolles Programm, weil die Hobbyanwender glücklich sind, weil sie eine Notensatzprogramm kostenlos erhalten.

Das bedeutet, wer verlässliche und gut funktionierende Lösungen haben will, sollte von MuseScore Abstand nehmen.

Ich habe dieses Programm auch an ein paar Schüler weitergegeben, um an bestimmten Dingen zu arbeiten. Ich hatte auch Momente, in denen ich mir dachte, wenn der Schüler mich für diesen entnervenden „Murks“ anraunzt, dann ist das Argument, dass die Lightversionen der verschiedene Notensatzprogramme zwischen 50 und 100 Euro kosten würden, kein Argument mehr. Für das was ich den Schülern vermitteln will, ist der Preis der Programme zu hoch, aber auch für kostenlos, ist der Ärger gerade auch nicht angemessen.

Ich bin der Ansicht, man empfiehlt sich durch seine Empfehlungen. Bei MuseScore bleibt das Unbehagen, so schlampig wie es programmiert ist, dass mich das Arbeiten mit dem Programm in Misskredit bei meinen Schülern bringen könnte, weil man von mir eine gewisse Qualität erwarten darf und kann, aber MuseScore diese nicht erfüllt.

Nachdem ich aber einige Notensatzprogramme ausprobiert habe, würde ich MuseScore attestieren, dass es eine gute Möglichkeit ist, auszuprobieren, was man mit Notensatz erreichen will. Was immerwiederkehrende Tätigkeiten sind usw. Letztendlich kann man kostenlos Erfahrungen sammeln, um dann herauszufinden, was für ein Programm am besten zu einem passt.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 13. Mai 2016 um 08:56 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Notensatz abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .