Dual-Task-Aufgabe
In dem Artikel “Movment Reinvestment – Implicit motor learning” erwähne ich Dual-Task-Aufgaben als Möglichkeit, die Sicherheit von Geübtem im stillen Kämmerlein zu testen. Dass dies sinnvoll ist, halte ich für gesichert, weil solche Aufgaben verwendet werden, um die Sicherheit von geübten Bewegungen in sportwissenschaftlichen Arbeiten zu überprüfen.
Aber man verwendet diese Aufgaben auch dazu, dass bestimmte Bewegungsabläufe ins Unterbewusstsein “gedrängt” werden. Ob das bei der Musik sinnvoll ist, kann ich nicht sagen. Mich stimmen einige Dinge vorsichtig.
Im Sport macht man dies, um kognitive Kapazitäten für zum Beispiel taktische Überlegungen oder Gegnerwahrnehmung freizubekommen. Will man dies bei der Musik?
Die Bewegungsabläufe, die unterbewusst ablaufen sollen, sind unterkomplex verglichen mit dem Spielen eines Instrumentes. Die Frage lautet, kann, soll man so etwas ins Unterbewusstsein drängen?
Unsystematische Dual-task Aufgaben
Eigentlich kann man sich einfach ablenken, man liest, hört oder sieht sich etwas an. Dank des Internets gibt es genügend Material. Aber der Grad der Ablenkung ist nicht so gut handbar. Der eine Folge eines Podcasts ist leicht zu verstehen, die nächste ist anspruchsvoller.
Der Artikel in der Zeitung ist gut zu verstehen, der andere Artikel benötigt doch einiges an Gehirnschmalz.
Wenn man Wert darauf legt, dass die Stärke der Ablenkung steuerbar sein sollte, dann braucht man Aufgaben, die systematisch generiert werden können.
Unaufwendige Formen von systematischen Dual-Task-Aufgaben
Zählen oder das Alphabet aufsagen. Dabei gibt es folgende Varianten:
- vorwärts/rückwärts
- laut/leise
- Verteilung. Z.B. pro Ton, pro Takt
- bei Zahlen, wie viele Stellen haben die Zahlen?
Man kann Rechenaufgaben lösen.
- 1+2=3, 1+3=4, 1+4=5
- 1+2=3, 2+3=5, 3+4=7, 4+5=9
- 1+2=3, 2+3=5, 3+5=8, 5+8=13
- 100-1=98, 98-2=96, 96-3=93
- 2*2=4, 2*3=6, 2*4=8
- 2*3=6, 3*4=12, 4*5=20
Diese Aufgaben sind einfach, weil sie einen geringen Aufwand notwendig machen. Bei diesen Aufgaben besteht etwas die Gefahr, dass sie sich abnutzen, weil irgendwann kann man die Aufgaben und Zahlenketten auswendig.
Aufwendige Formen von systematischen Dual-Task-Aufgaben
Deswegen verfiel ich auf die Idee, mit dem Zufallsgenerator meiner Tabellenkalkulation mir den Einstiegspunkt zu suchen. Bloß damit war die Idee geboren, ich könnte mir Informationen vorlesen lassen und muss sie nachsprechen. Ein wenig Googeln erbrachte, dass dies geht.
Es gibt ein kleines Programm namens “Balabolka”. Dies liest einem einen eingegebenen Text vor. Dabei kann man durch den Tag
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die Dauer der Pause zwischen dem Vorlesen bestimmen. So kamen solche vorzulesende Texte für Balabolka heraus.
6
<silence msec="1284"/>
5
<silence msec="1560"/>
4
<silence msec="1096"/>
7
<silence msec="977"/>
5
<silence msec="1411"/>
3
<silence msec="1743"/>
1
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4
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8
<silence msec="823"/>
7
<silence msec="1583"/>
3
<silence msec="1372"/>
6
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8
<silence msec="1590"/>
1
<silence msec="1384"/>
1
<silence msec="1331"/>
2
Oder
5 plus 4 ist
<silence msec="2000"/>
2 plus 4 ist
<silence msec="2000"/>
7 plus 1 ist
<silence msec="2000"/>
5 plus 5 ist
<silence msec="2000"/>
Man kann sich mit dem kleinen Programm Balabolka auch visuell ablenken. Macht man das Fenster entsprechend klein,

entsteht quasi ein Laufband, was man ablesen kann.
Bisherige eigene Erfahrungen mit Dual-Task-Aufgaben
Frappierend wäre das passende Wort für meine eigenen ersten Erfahrungen mit Dual-Task-Aufgaben. Vom Gefühl habe ich einige Stücke vom Beherrschungsgrad als sehr ähnlich eingeschätzt. Aber bei dem einem Stück erzeugt die gleichartige Zusatzaufgabe einen ziemlichen Trümmerhaufen, während beim anderem Stück nicht einmal eine schwierigere Aufgabe stört.
Es gibt Passagen, die werden durch eine Zusatzaufgabe flüssiger, andere werden dann unbeholfen. Spiele ich eine Passage mehrmals mit Zusatzaufgaben, werden manche besser danach laufen, andere werden schlechter. Aber ich kann davor nicht sagen, ob die Zusatzaufgabe schaden oder nutzen wird.
Aber es ist möglich, wenn man eine Passage mehrmals mit einer Zusatzaufgabe spielt, dass sie sich verbessert.
Dadurch ist mir eine Macke von mir klar geworden. Ich warte sehr lange, bis ich mir beim Üben neue Aufgaben stelle, weil ich das erarbeitete nicht gefährden will. Aber ich kann Neues als Test verstehen, wie gut das bisherige funktioniert. Bei mir brach bisher, wenn Neues das Alte beeinträchtigte, die Bestrebung aus, mich weiterhin ausschließlich auf das Alte zu konzentrieren, anstatt zu probieren, ob das Alte sich unter der Beachtung des Neuen konsolidiert.
Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der zu diesem Verhalten neigt.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 21. März 2025 um 06:54 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .