Das perfekt gestimmte Griffbrett – Teil 1
Vor kurzem habe mich ja wieder mit dem Thema Stimmung beschäftigt. Dabei bin ich auch wieder auf das Thema gestoßen, dass die Bundierungen bezüglich der Stimmgenauigkeit von Gitarrengriffbrettern eine Kompromisslösung ist.
Wer sich für dieses Thema interessiert, wird feststellen, dass es immer wieder Versuche gibt, Griffbretter so zu konstruieren, sodass die Gitarre bestmöglich gestimmt ist.
Zum Grundverständnis der Problematik verweise ich auf diese Seite und diese Seite. Hier wird auch der Gitarrenbauer Walter Vogt erwähnt. Walter Vogt hat statt einzelner Bünde sechs verstellbare Teilbünde verwendet. Zur besseren Vorstellung kann man sich hier Bilder ansehen.
Vor ewiger Zeit gab es mal eine Rezension in der Gitarrenzeitschrift Gitarre und Laute über ein Konzert mit solch einem Griffbrett. Ein Satz blieb mir sinngemäß so in Erinnerung: „Die anwesenden Gitarristen erkannten Repertoirestücke nicht mehr, weil sie so anders klangen.
Ich habe mich mal mit zwei Gitarrenbauern unterhalten, wie sie ihre Bundierungen berechnen und herstellen. Beide meinten, sie würden berechnen und dann die Berechnung ausprobieren und notfalls nachjustieren. Die Überprüfung fände mit dem Stimmgerät statt.
Seitdem schwimmt immer mal wieder die Idee in meinem Kopf herum, eine Software zu schreiben, mit der man die Bünde genau berechnen könne. Notfalls werden die Bünde unterteilt. Die physikalischen Formeln stellen meiner Meinung nach kein Problem dar. Es gibt aber ein paar Probleme bei geometrischen Fragen und technischen Daten bezüglich der Saiten.
Wir gehen mal davon aus, man könnte ein perfektes System berechnen. Persönlich bin ich der Meinung, man könnte mit einer Software bessere Näherungswerte ausrechen, als es die meisten Gitarrenbauer mit ihren bisherigen Methoden.
Ich habe mich vor kurzem wegen einer Bastelangelegenheit mit Lohn 3D-Druck und Lohn-CNC-Fräserei beschäftigt.
Ich fand Herstellungsgenauigkeiten von 0,3 bis 0,1mm vor.
Wenn der erste Bund um 0,035 mm oder der zwölfte Bund 0,019 mm zum Sollwert verschoben ist, dann ist der Ton um ein Cent verstimmt.
Ich habe mal versucht herauszufinden, wie genau man bei Holz produzieren kann. Ich habe Werte zwischen 0,1mm und 0,05 mm gefunden. Ob das das Ende der Fahnenstange ist, oder das nur der wirtschaftlich sinnvolle Standard, hat sich mir leider nicht erschlossen. Aber je genauer es sein soll, umso teurer die Maschinen.
Bei diesen Recherchen stieß ich auf den Begriff der „Wiederholgenauigkeit“. Bei Metall-CNC-Fräsen, liegt die bei 0,01 bis 0,02 mm. Bei Holz liegen die Werte vermutlich materialbedingt höher. Das bedeutet, sollte ein perfektes Griffbrett aus einer Maschine kommen. Dann wird das nächste Griffbrett schon wieder leicht imperfekt sein.
Also auch bei höchstmöglicher Genauigkeit wird es keine perfekten Griffbretter geben. Weil die möglichen Herstellungsgenauigkeiten zu grob für Griffbretter sind.
Bei dem Griffbrett von Walter Vogt frage ich mich jetzt, wie wird/wurde bei der Einstellung der Partialbünde überprüft, dass die Einstellung stimmt?
Wenn das nur mit einem Stimmgerät passiert, könnte es bei all den Messfehlern sein, dass dies ähnliche Fehler produziert, wie möglichst genau produzieren. Aber es wären Fehler in einer Größe, die man im Zusammenklang hören würde.
Also wenn die Griffbretter grundsätzlich nicht perfekt sein können, dann stellt sich die Frage, wie gut sind ausgleichbar sind die Fehler des Griffbrettes durch eine Differenzierung der Fingerkraft. Wie könnte man das feststellen?
Mehr dazu nächste Woche.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 19. April 2019 um 08:50 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarre lernen, Gitarre stimmen, Gitarrenunterricht, Instrumente, Software abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .