Schwerer Gitarrenkoffer und Radfahren

Ich gehe schon länger schwanger mit dem Gedanken, ich könnte doch statt der U-Bahn mit dem Fahrrad zum Unterricht fahren. Eigentlich beschäftigt mich dieser Gedanke, seitdem ich unterrichte. Was waren bisher die Hinderungsgründe?

Als ich anfing zu unterrichten, habe ich in Musikschulen der benachbarten Landkreise unterrichtet. Das wäre vielleicht weniger ein Problem gewesen von der Entfernung gewesen, sondern meine damalige Idee war gewesen, ich kaufe mir ein Velomobil. Velomobile sind voll verkleidete Liegeräder. Aber wohin mit so einem großen Gefährt?

Weiter ist bei den Velomobilen das Problem, die Gitarre in der Verkleidung unterzukriegen.

Jetzt haben einige meiner Schüler, diese Frage aufgeworfen. Durch das Bestreiken des Nahverkehrs am 27. April, musste ich mit dem Fahrrad zu meinem Unterrichtsort fahren. Dabei stellte ich fest, ich bin teilweise schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. (Wenn es interessiert, die roten Ampeln sind die Zeitfresser.)Deswegen habe ich mich wieder mit dem Gedanken beschäftigt, wie könnte ich das machen?

Manche wird vielleicht jetzt einwenden: Ja Moment, es gibt doch genügend Leute, die mit Gitarren auf dem Rücken herumfahren. Was soll das Theater?“

Stimmt. Aber ich fahre nicht mit so einer billigen Gitarre herum, sondern mit einer wertvollen Gitarre. Dies bedeutet, ich müsste mit einem Gitarrenkoffer, der entsprechenden Schutz bietet, auf dem Rücken fahren. Und nicht nur mit einer Tasche. Und da stellen sich plötzlich einige Fragen.

So ein Koffer ist schwerer und breiter als eine Gitarre in einer Gitarrentasche. Es stellt sich die Frage, wie gut kann ich mit solch einem massiven Klotz auf dem Rücken noch Steuern? Die andere Frage lautet, wie gut kann ich diesen massiven Klotz an mir befestigen? Ist dann aber dann nach hinten absichern (Schulterblick) möglich?

Meine Marktanalyse war etwas ernüchternd für mich. Ich sah mich nach Gitarrenkoffern mit entsprechenden Schutzniveau um, die man als Rucksack verwenden kann. Es gibt erstaunlich wenige derartige Koffer, die man als Rucksack verwenden könnte. Bei all diesen Koffern ist aufgefallen, dass man den Koffer nicht stabil auf dem Rücken ausrichten kann, bzw. nicht bestimmen kann, wie hoch der Koffer am Rücken ausgerichtet ist.

Persönlich finde ich erstaunlich, wenn man die Trageeinrichtungen von Cellokoffern zum Vergleich heranzieht wie schlecht die Rucksacksysteme für die Gitarrenkoffer sind. Sie haben alle keinen Hüft- oder Brustgurt.

Das weitere Problem ist, zum mal ausprobieren, ob es geht, sind diese Koffer zu teuer. Es fängt bei 500 € an.

Deswegen schweifte ich zu anderen Ideen ab. Nämlich vielleicht die Gitarre in einem Anhänger zu transportieren.

Das war aber auch eine Idee, die ich sehr schnell verworfen habe. Mir ist einmal einer dieser Gitarrenkoffer, die sehr viel Schutzmaterial für die Gitarre bieten, umgekippt. Die U-Bahn fuhr zu heftig an. Ich hatte danach einen Riss in der Decke. Also ist meine Befürchtung, was machen all diese Stöße mit der Gitarre auf Dauer. Ich möchte das nicht wirklich feststellen. Oder was passiert bei einem Schlagloch?

Irgendwie verfiel ich auf die Idee, man könnte mit Gurten sich eine eigene Tragekonstruktion bauen. Darüber nachdenkend fiel mir ein, schau doch mal nach Einrichtungen, die es ermöglichen einen Koffer, als Rucksack zu verwenden.

Ich suchte und entdeckte zu meiner großen Überraschung, solche Einrichtungen gibt es auch für Gitarrenkoffer. Das eigenartige ist, diese Systeme werden nicht in den üblichen großen Musik Online-Shops angeboten, sondern ich stieß auf eine Trageeinrichtung für einen Koffer auf Amazon. Dies führte mich zu einem chinesischen Hersteller, der auch ein Tragesystem für Gitarrenkoffer anbietet. Leider gibt es dieses System nicht in Deutschland oder im EU-Raum zu kaufen. Baggex meinte, sie würden keine Versandkosten berechnen, aber es kommt der Zoll dazu.

Aber mit der Bezeichnung „Hard Guitar Case Backpack Carrying System“ fand ich noch zwei Trageeinrichtung, mit denen man einen Gitarrenkoffer zu einem Rucksack umfunktionieren kann. Diese Lösungen befinden sich auch preislich in einem Rahmen, dass man das Experiment teure Gitarre auf dem Rücken beim Fahrradfahren ausprobieren kann.

Es gibt ein System von Ortega und eines von GEWA.

Ich werde mir das System von Ortega bestellen, weil mein Gitarrenkoffer keine Taille hat und mit dem Ortegasystem die Durchrutschgefahr deutlich geringer ist.

Doch ich muss sagen, ich bemerke gerade das etwas perverse Verhältnis eines Musikers zu seinem Instrument. Mein Gedanke ist, was passiert, wenn ich über den Haufen gefahren werde. Dann ist ja die Gitarre kaputt. Das ist ein unwiederbringlicher Verlust. Mich kann man ja im Krankenhaus flicken.

Der Beitrag wurde am Freitag, den 31. März 2023 um 08:44 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Instrumente, Krimskrams, praktisch abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .