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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

3-D-Befragungen der rechten Hand – Teil 7

In diesem Artikel soll es darum gehen, wie der Höhenausgleich stattfindet. Es gibt einige Varianten. Also muss ich die Zielsetzung verdeutlichen, nachdem ich diese Varianten beurteile.

Im vorherigen Artikel bin ich zu dem Schluss gekommen, wenn ein Finger eine Saite bequem und gut spielen kann, dann kann er die direkten Nachbarsaiten auch spielen. Also, es gibt eine Art Komfortbereich für die Finger. Deswegen darf der Höhenausgleich nur geringfügig in die Orientierung der Nägel zu den Saiten und die Formung der Finger eingreifen, damit die Finger nach einem Höhenausgleich einen gleichartigen Komfortbereich vorfinden. Hinzukommt, der Knick des Handgelenkes sollte nicht übermäßig stark werden.

Disclaimer: Die Bewertungen der Höhenausgleiche ist eine Folge meiner Handhaltung. Ich habe bei guten Gitarristen Handhaltungen, und damit Fingerformungen und Nagel-Saiten-Ausrichtungen gesehen, sodass ich es für möglich halte, dass man mit solchen Handhaltungen mit einem anderen Höhenausgleich besser fährt.

Die Klappdächer

Das einfache Klappdach

Sieht man vom Kopf der Gitarre zur rechten Hand, dann kann man mit ein wenig Phantasie erkennen, dass Hand und Unterarm ein Dach bilden. Hier ein stark schematisiertes und abstrahiertes Bild.

Verändere ich die Neigung des Unterarms, dann muss die Hand auch ihre Neigung verändern, damit die Finger wieder die Saiten berühren.

Damit kommt ein Höhenausgleich zustande.

Ob diese Art des Höhenausgleiches übermäßig in die Orientierung der Nägel zur Saite eingreift oder die Finger zu einer starken Verformung zwingt, muss meiner Meinung nach nicht groß diskutiert werden, denn es entstehen Beugungen des Handgelenkes, die nicht vertretbar sind. Aber das Klappdach ist koordinativ einfach. Es greift auch wenig in den Ort des Anschlagpunktes längs der Saiten ein.

Das Klappdach mit Unterarmteleskop

Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung des einfachen Klappdaches. Die Zargenkante berührt nicht fortwährend einen Punkt des Unterarms, sondern der Unterarm rutscht auf der Zargenkante hin und her.

Mir ist dieses Unterarmteleskop einige Male begegnet. Aber ich habe mich nie damit angefreundet, weil ich so kleidungsabhängig finde. Immer Sommer rutscht der Unterarm auf der nackten Haut, im Winter schlägt man sich mit den Wülsten des Wollpullovers herum. Und am nächsten Tag ist es nur ein Hemd.

Die Scheibenwischer

Der einfache Scheibenwischer

Jetzt stehen wir vor der Gitarre und schauen Richtung Schallloch und Unterarm. Der Unterarm liegt auf der Zarge und schwenkt von links nach rechts und wieder zurück. Wieder zwei sehr schematische Video.

Der einfache Scheibenwischer greift wenig in die Formung der Finger ein. Aber sehr stark in die Nagel-Saiten-Ausrichtung. Hinzu kommt, dass die rechte Hand stark ihren Anschlagspunkt längs der Saite verändert und damit in die Klangfarbe eingreift. Aber der einfache Scheibenwischer ist der Höhenausgleich, der am wenigsten komplex ist.

Der zweifache Scheibenwischer

Hier gibt es sogar drei Videos.

Das erste Video habe ich gemacht, damit man die Funktionsweise besser erkennen kann. Das Handgelenk gleicht die Winkeländerung des Ellenbogens aus.

Im nächsten Video wird klar, stimmt man die Winkel des Ellebogens und des Handgelenkes ab, bleibt die Orientierung der zur Saite gleich.

Dies bedeutet, diese Art des Höhenausgleichs greift wenig in die Nagelorientierung und Fingerformung ein. Der Anschlagpunkt wandert wenig. Aber es ist koordinativ ein komplizierter Höhenausgleich.

Koordinationsmarker für den zweifachen Scheibenwischer

Ich nehme entweder die Grundgelenkslinie oder die Nageloberflächen als Marker und achte darauf, dass diese gleiche zur Saite ausgerichtet bleiben.

Der Handgelenksknick

Ich habe eine Kritik zu meinem zweifachen Scheibenwischer gesehen, die diesem vorwirft, dass er einen Knick im Handgelenk erzeugt. Die Argumentation wirkte auf den ersten Blick sehr schlüssig. Aber derjenige machte einen kleinen Denkfehler. Er startete in der tiefsten Position (e-Saite) mit einem geraden Handgelenk und hat in der höchsten Position ein stark angewinkeltes Handgelenk. Wenn man in einer mittleren Position ein gerades Handgelenk hat, ist das Handgelenk bei der höchsten und tiefsten Postion zwar geneigt, aber nicht stark.

Mir ist bei meinem Handgelenk aufgefallen, dass ich zum Daumen hin mehr abknicken kann als wie zum kleinen Finger. Wenn Handgelenke unterschiedlich stark knickfähig sind, sollte man das vielleicht berücksichtigen, wenn man die Position mit dem geraden Handgelenk festlegt.

Komfortausgleich

Der Höhenausgleich ist eine Art grobe Platzierung der Anschlagshand. Wie schon bemerkt, wird, wenn auch wenig die Nagelorientierung und Fingerformung beeinflusst.

Im vorherigen Artikel sprach ich davon, dass ein Finger eine Seite bequem spielen könnte, die Nachbarseiten noch komfortabel. Die Nachbarsaiten erreicht man durch Streckung oder mehr Beugung.

Das Zusammenspiel von Höhenausgleich, Streckung und Beugung der Finger, lassen den Wunsch entstehen, dem Finger das Leben leichter zu machen. Dies hilft auch dem Ton. Also es erfolgt eine Feinabstimmung der groben Position.

Mögliche Komfortausgleichbewegungen

Die von mir am häufigst gebrauchte Komfortausgleichbewegung ist eine leichte Unterarmdrehung. Dann folgt die Handwischbewegung nach links und rechts, alternativ eine latente Einfachscheibenwischerbewegung. Selten, aber auch, verwende ich eine Veränderung des Klappdaches.

Was bringt das?

Ich möchte erst einmal nur von mir sprechen.

Mit dem Komfortbereich habe ich einen zusätzlichen Bewertungsmaßstab und Reflexionsmöglichkeit für meine rechten Fingersätze. Betrachten wir folgendes Beispiel.

Bisher war so etwas: “Ist unpraktisch, muss man üben.” Jetzt kann ich sagen, warum das unpraktisch ist. Ich muss einen Höhenausgleich von drei Saiten machen.

Jetzt frage ich mich, ändere ich den Fingersatz, damit der Höhenausgleich reduziert wird oder kann ich Höhenausgleich reduzieren, indem ich mit der Beugung der Finger arbeite. Also der erste Anschlag wird in der Position hb gemacht, der zweite in der Position en. Und plötzlich muss ich nur noch einen Höhenausgleich von einer Saite machen. Nehme ich jetzt noch statt i m, dann muss ich gar keinen Höhenausgleich machen.

Jetzt kann ich das bisher wahrgenommene Bewegungskonglomerat aufdrösseln, weil jetzt klar ist, was für eine Bewegung wofür zuständig ist.

Analysiere ich meine Bewegungen mit diesem Modell, stelle ich auch fest, dass ich von diesem Modell abweiche. Zum Beispiel bei dieser Konstellation:

bewerkstellige ich den Höhenausgleich durch eine Bewegung, die ich den “kurzen Dienstweg” nenne. Ich mache eine Scheibenwischerbewegung aus dem Handgelenk. Das fällt mir jetzt erst so richtig durch die Diskrepanz zum Denkmodell auf. Jetzt kann ich entscheiden, ob ich den “kurzen Dienstweg” verwende oder den oben festgelegten Höhenausgleich.

Langer Rede kurzer Sinn, ich kann jetzt besser und leichter über die rechte Hand nachdenken, weil ich griffigere Kategorien habe.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 1. Dezember 2023 um 08:48 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .