https://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/themes/GitarreFrankfurt/image/Logo-6a.png

Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

GitarrenTaxi Band 1 von Jan Utbult

Das GitarrenTaxi lag bei den Unterrichtsmaterialien der zwei Jungs aus dem Artikel der letzten Woche. Ich habe diese Schule bestellt und genauer angesehen.

Meiner Meinung nach ist das keine Gitarrenschule, sondern eine Sammlung von Melodien im Tonraum g-g’, die in ihrem Schwierigkeitsgrad ansteigen und in der Reihenfolge so auch in einer Schule stehen könnten. Dazu kommt ein Akkordteil mit Stücken, die im Schwierigkeitsgrad ansteigen. Man kann danach die Akkorde D, A7, Em, G, D7, E, Am, A, C.

Zu jedem Stück gibt es einen Playbacktrack, den man sich herunterladen kann.

Warum komme ich darauf, dass das keine Schule ist? Das Heft erklärt minimal wenig zum Gitarrenspiel. Keine Haltung der Gitarre oder Hände. Nicht einmal der über alle Gitarrengenres geltende Hinweis am Bund zu greifen fehlt. Ansonsten wird extrem wenig erklärt.

Ein Beispiel. Es werden die Bezeichnungen der Finger der Anschlagshand erklärt. Beim ersten Lied steht über den ersten vier Tönen “m i m i”. Wahrscheinlich soll so erklärt werden, dass alle Melodien mit Wechselschlag gespielt werden sollen.

Bei der Akkordbegleitung wird nichts erklärt. Nicht einmal in welche Richtung man die Saiten anschlagen soll. Wie die Akkorddiagramme zu lesen sind, wird auch nicht erklärt. Also es ist nicht klar, was für Saiten bei bestimmten Akkorden angeschlagen werden sollen.

Ich zitiere jetzt vom Klappentext:

Gitarrentaxi ist für den Einzel-, Gruppen- und sogar Selbstunterricht bestens geeignet.

Wenn dieses Heft für etwas nicht geeignet ist, dann Selbstunterricht.

Die Schule wirkt auf mich von seiner graphischen Gestaltung eher sehr altbacken. Ich fragte mich, ob hier ein Lehrwerk aus den 50ger Jahren einen peppigen Einband bekommen hat? Deswegen gab ich den Namen des Autors “Jan Utbult” in meine Suchmaschine ein.

Ich fand keinen Gitarrenpädagogen, sondern mir fielen zahlreiche Hefte mit dem Namen $InstrumentTaxi ins Auge. Es gibt Hefte für:

  • Blockflöte
  • Cello
  • Querflöte
  • Geige
  • Klarinette
  • Klavier
  • Posaune
  • Saxophon
  • Trompete

Mal firmiert Jan Utbult als Autor, dann als Komponist. Weiter Recherchen ließen mich auf einen schwedischen Christdemokraten stoßen. Ob es wirklich der Autor dieser Hefte ist, liegt einerseits nahe, andererseits auch wiederum nicht.

Es würde aber auch erklären, warum das erste Melodiediktat, die Länge von 1:08 Minuten hat und keinen einzigen Hinweis zur Herangehensweise bietet. Oder was soll man mit der Erklärung anfangen, ein Haltebogen würde zwei Töne zusammenkleben. Die Kompositionsaufgabe lautet, erfinde zu dem Playbacktrack eine eigene Melodie. Der Tonraum soll aus 6 Tönen bestehen.

Also ich stelle ja immer wieder fest, dass ich meinen Optimismus, was den Leuten von selbst klar ist, zurückschrauben sollte. Aber verglichen zu Jan Utbult dürfte ich ein Pessimist sein.

Mir scheint, es geht nicht darum, Lehrwerke zu verkaufen, sondern die Playbacks zu den Liedern.

Die Playbacks sind als solches von vielen musikalischen Stilen geprägt. Bei den Akkordbegleitungen wird die Melodie mitgesungen. Wer es schafft, dass die Schüler mit so etwas sinnvoll arbeiten, dürfte gut produzierte Tracks finden. Aber die von Jan Utbult komponierten Melodien als solches finde ich wenig überzeugend. Da fand ich die Kompositionen anderer Schulen schon interessanter.

Jetzt meine Einwände. Obwohl Speicherplatz mittlerweile kein Problem ist, gibt es die Stücke nur in einem Tempo eingespielt. Man hat zwar daran gedacht, dass man die Melodie und Begleitung auf den rechten und linken Kanal legt. Aber, dies ist mir erst durch diese Schule aufgefallen. Computer und Handy haben de facto keine Balanceregler mehr. (Sie haben sie schon noch, aber man muss in den Eingeweiden des Betriebssystems herumwühlen.) Also man kann diese sinnvolle Maßnahme nicht so richtig nutzen.

Ich persönlich habe jahrelang projektweise versucht, mit Playbacks zu arbeiten. Vor einigen Jahren habe ich die Lieder meines Unterrichtsmaterials für die Kinder eingesungen. Es wird sich zwar angehört, aber es wird nicht damit gearbeitet. Es gibt viele Gründe dafür. Bis Eltern die MP3s für das jeweilige Abspielgerät des Kindes bereitgestellt haben. Dann Abspielgerät und Übeort passen nicht zusammen. Wobei ich sogar will, dass die Kinder mitsingen, nicht mitspielen. Also ich scheitere an organisatorischen Kleinkram. Mit Kleinkram meine ich zum Beispiel, dass nicht eine unerhebliche Zahl von Kindern gibt, die keine Lautsprecher haben, sondern alles über Kopfhörer hören.

Es gehört vielleicht nicht zu meiner Rolle, so etwas lösen zu können. Aber wenn man Playbacks als Geschäftsidee betreibt, dann sollte doch eine praktikable Lösung angeboten werden, die im Kinderzimmer funktionieren.

Was meine ich? Die Intros sind zu kurz, bis man von seinem Abspielgerät zu seinem Platz zurückkehrt, sich hingesetzt hat und spielbereit ist. Oder wenn man nur an einer Stelle arbeiten will. Wie steuert man die am besten an?

Handys könnten so manches lösen. Aber Kinder, für die dieses Heft gedacht ist, werden meiner Erfahrung mit Handys eher kurz gehalten. Teilweise sind die dann zu leise.

Bei diesem Heft wird genauso gearbeitet, wie ich es als Wald und Wiesenlehrer tue, ladet euch die MP3s runter. Es wäre schön, wenn da mehr Lösung angeboten werden würde.

Teile diesen Beitrag von Gitarrenunterricht Frankfurt

Der Beitrag wurde am Freitag, den 19. Januar 2024 um 08:05 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Buchbesprechung, Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Kinder, Notenbesprechung, Übematerial abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .