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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Warum wirken Übemethoden?

Ich lese gerne wissenschaftliche Bücher, denke mir dann Dinge aus, wie man üben und unterrichten könnte. Meistens freue ich mich darüber, dass meine Überlegungen einen Effekt zeigen. Kurz gesagt, ich genieße meine intellektuellen Fähigkeiten.

Schon zu Coronazeiten kamen mir Zweifel, ob das, was ich mir so ausdenke, wirklich deswegen funktioniert, was ich mir denke. Also ist der Wirkmechanismus wirklich der, den ich mir ausgedacht habe.

Warum kamen mir zu Coronazeiten schon Zweifel? Ich hörte damals den Drosten-Podcast sehr ausführlich. Es war faszinierend, wie Christian Drosten erklärte, wie Forschung arbeitet, wie er oder andere Wissenschaftler zu seinen oder ihren Schlüssen kamen. Dreh- und Angelpunkt waren Experimente, die bestimmten Bedingungen entsprechen mussten. Reproduzierbarkeit ist ein wichtiger Punkt.

Als ich jetzt ausnahmsweise drei Tage krank flach lag, hörte ich hauptsächlich Podcast. Darunter die Quarks Science Cops. Dort geht es sehr häufig darum, warum alternativmedizinische Methoden doch ziemlich häufig Humbug sind. Viele alternativmedizinische Methoden versuchen ihre Wirksamkeit zu belegen, weil die Betroffenen eine Wirkung erleben. Aber in Kontrollstudien zeigt sich im besten Fall nur eine Wirkung in Stärke des Placeboeffektes.

Mein Es-hilft-mir oder das der Schüler beweist also nicht, dass ich ein Übemethoden kreierendes Genie bin.

Es gibt sogar so etwas wie einen Open-Placebo-Effekt. Den Probanden wird ganz offen gesagt, dass sie keinen Wirkstoff erhalten und trotzdem treten Verbesserungen ein. Die Psyche greift in das körperliche Geschehen ein. Weiter, dieser Placeboeffekt ist ankonditionierbar.

Eine Frage, die ich mir stelle, könnte es einen Placeboeffekt von Unterricht und Übemethoden geben?

Oder anders formuliert, wirken Methoden vielleicht nicht wegen des angenommenen Wirkmechanismus, sondern deswegen, weil sie etwas in der Psyche der SchülerInnen verändern?

Für mich kann ich sagen, wenn ich eine meiner Idee ausprobiere, ist mein Kopf hellwach, weil ich neugierig darauf bin, was passiert. Meinen SchülerInnen verkaufe ich Übemethoden meist als Experiment. Damit, das wird mir erst jetzt klar, ändere ich vermutlich auch ihre Aufmerksamkeit. Der gesteigerte Fokus ist der Wirkmechanismus, nicht der angenommene Wirkmechanismus wirkt.

Wenn dann eine Wirkung wahrgenommen wird, ist man beim Üben auch anders gestimmt. Was dann auch hilft.

Dies alles schreibend kommt mir der Gedanke, ob man einen Wirkungsunterschied feststellen kann, wer etwas sagt? Ob der große Gitarrenmeister etwas empfiehlt oder der normale Wald- und Wiesengitarrenlehrer wie ich. Also der Status der Lehrenden ist die Wirkung.

Aber bei diesen medizinischen Kontrollstudien, gibt es noch einen wichtigen Grundsatz. Eine Wirkung feststellen bedeutet nicht, dass man den angenommenen Wirkmechanismus bestätigt hat. Nein, vielmehr muss man gar keine Ahnung vom Wirkmechanismus haben, um eine Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus festzustellen.

Warum könnten Übemethoden also noch wirken? Es gibt das Lerngesetz, wenn man den Lernaspekt ändert, dann steigt auch wieder das Lerntempo an. Defätistisch formuliert, die Methode ist egal, Hauptsache, sie wird geändert.

Befasst man sich noch damit, dass wie unterschiedliche Wirkstärken von Medikamenten festgestellt werden, dann bleibt das etwas frustrierende Résumé, dass eine Selbstevaluierung bezüglich der Qualität des eigenen Unterrichts sehr schwer bis unmöglich ist.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 13. Dezember 2024 um 08:32 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .