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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Schaufel oder Brücke

In dem Artikel 3-D-Befragungen der rechten Hand – Teil 2 bin ich eher oberflächlich auf die Stellung des Nagels zur Saite eingegangen. Dort schrieb ich, wenn der Finger rechtwinkelig zur Saite ausgerichtet ist: “Es sieht aus, als wolle man mit einer Schaufel ein Kabel anheben.”

In meinem Kopf kam es dann wieder zu dem Punkt, wie Begriffe das Denken bestimmen. Es ist zwar bei mir so, dass die Saite Kuppe und Nagel berührt und dann an den Nagel übergeben wird, aber eigentlich bin ich in meinem Kopf sehr auf die Nagelphase fokussiert.

Wegen dieses Bildes ….

… schoss mir die Formulierung “Die Saite wird von dem Nagel und der Kuppe aufgespannt.” durch den Kopf. Diese Formulierung veränderte sich dann zu: “Saite, Kuppe und Nagel bilden eine Brücke.”

Um dieses Gegensatzpaar zu illustrieren, dürfte dieses Bild ganz hilfreich sein.

Was die Brücke ist und was die Schaufel, müsste klar sein.

Um meinen Grundgedanken zu verstehen, gibt es jetzt noch zwei weitere Bilder.

Ich habe zwei unrealistische Extrempositionen gewählt. Bei der Schaufelposition muss die Saite an der Nagelunterseite entlang gleiten. Bei der Brückenposition gleitet die Saite an der Nagelkante entlang. Wichtig ist, dass der Nagel so bewegt wird, wie ich es mit den roten Pfeilen andeute. Wobei diese Bewegungsrichtung im wirklichen Leben keinen Sinn macht.

Aber ich hoffe, es wird klar, dass in der Schaufelsituation die höchstmögliche Hängenbleibgefahr herrscht und in der Brückensituation ein Hängenbleiben unmöglich ist. Denn eine runde Nagelform, wenn man von oben auf den Nagel sieht, ist grundsätzlich immer möglich. Also können keine Haken entstehen, an welchen die Saite hängen bleibt.

Aber warum bleibt die Saite bei der Schaufelposition hängen? Offenkundig, weil der Nagel im Weg ist. Aber schauen wir uns die Sache doch einmal genauer an. Es gibt da noch einen zweiten Grund oder einen Grund, der die Sache nicht einfacher macht.

Zur Verdeutlichung habe ich eine Skizze angefertigt.

Sieht man wirklich von der Seite auf eine Fingerkuppe mit Nagel, kann man sehr häufig sehen, dass Nagel und Fingerkuppe eine Art Graben (roter Pfeil) bilden. In diesen Graben wird die Saite beim Anschlag zwangsläufig gedrückt, wenn der Nagel sich hundertprozentig in der Schaufelposition befindet.

Die weiteren zwei Skizzen sollen sichtbar machen, dass je nach Kuppen und Nagelform, das Problem der Grube gemindert wird. Die ganze Reihe – insbesondere das letzte Bild- soll andeuten, wenn der Nagel eine Rampe hätte, mit geringer werdenden Steigungsänderungen, dann wird der Weg für die Saite immer leichter.

Denkt man diesen Gedanken zu Ende, dann landet man bei der Rampe, die in vielen Erklärungen zur Nagelform verwendet wird. Bloß eine einwandfreie Rampe wird man in der Schaufelposition nicht bekommen.

In der Brückenposition hat man, weil der Graben überbrückt wird, durch den Nagel eine wunderbare Rampe. Was man in diesem Bild wunderbar sehen kann.

Aber so kann man leider nicht spielen.

Aber, dies muss man bedauerlicherweise ausprobieren, denn es ist mir nicht gelungen ein entsprechendes Bild zu “basteln”, wenn man den Finger aus der Schaufelposition in Richtung der Brückenposition dreht, wird man feststellen, dass es schon deutlich vor der Brückenposition so ist, dass die Saite zwischen Kuppe und Nagel aufgespannt ist und dann der Nagel als Rampe dienen kann.

Im Rahmen meiner “Untersuchungen” habe ich mir einige Erklärungen zum Nagelanschlag angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es ziemlich unterschiedliche Wege gezeigt werden, wie die Saite am Finger angesetzt wird und wie zum Nagel ausgerichtet.

Das bedeutet, dass mancher, wenn er diesen Brückentrick nutzen will, ziemlich stark seinen Anschlag modifizieren müsste.

Weiter ist es leider so, dies kann ich auch bei mir feststellen, der Brückentrick ist kein Allheilmittel.

Ich habe unterschiedlich stark gewölbte Fingernägel. Der Nagel meines i-Fingers ist besonders flach.

Diesen müsste ich besonders stark drehen, um den Brückeneffekt zu nutzen. Teilweise wird es dann grenzwertig.

Was verändert sich durch das Drehen des Fingers noch.

Stabilität des Nagels

Je näher man der Brückenposition kommt, desto weniger gibt der Nagel nach. Der Nagel ist steifer, gibt weniger nach, wenn man seitlich auf ihn Druck ausübt und er ist weniger beweglich im Nagelbett.

Stabilität des Endgelenkes

Mir wurde beigebracht, dass das Endgelenk eher stabil beim Anschlag sein soll. Dreht man von der Schaufelposition Richtung Brücke, erreicht man einen Punkt, wo das Endgelenk nicht mehr vom Anschlag bewegt werden kann.

Wo gleitet der Nagel entlang?

Dazu muss ich drei Begriffe einführen.

  • Nageloberseite
  • Nagelunterseite
  • Nagelkante

In der reinen Brückenposition gleitet die Saite der Nagelkante entlang. In der reinen Schaufelposition gleitet der Nagel an der Nagelunterseite entlang. Dreht man den Finger aus der Schaufelposition, dann gleitet die Saite eher die Nagelkante entlang. Die Saite gleitet meiner Meinung nach schon über die Nagelkante, lange bevor man die reine Brückenposition erreicht hat.

Ich finde, mit Nagelkante gleitet der Nagel besser und der Ton ist besser.

Mir ist viel über den Anschlag erklärt worden. Ich habe mir jetzt auch viele Erklärungen zum Nagelanschlag angesehen. Mir ist keine Erklärung untergekommen, bei der erklärt wird, wie der Nagel zur Saite und Kuppe ausgerichtet wird. Mancher meiner Lehrer beschrieben das Geschehen an der Fingerkuppe als schwer beschreibbar und man müsse es herausfinden.

In der Rückschau war es bei mir so. Ich habe herumprobiert, bis ich einen guten Ton hatte und habe versucht mir das Gefühl an der Fingerkuppe zu merken. Schau ich mir das Ergebnis heute an, stelle ich fest, ich strebe eine Art Brückeneffekt mit Nagelkantengleiten an.

Ich glaube, hätte ich die jetzt entdeckten Begrifflichkeiten gehabt, hätte ich mir viel Zeit gespart. Ob meine Begriffe jetzt die Lösung sind, sei dahin gestellt. Aber präzisere Beschreibungen, was da an der Kuppe passiert, würden helfen.

 

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 20. Oktober 2023 um 08:54 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Fingernaegel, Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .